Inhaltsverzeichnis
Die Depression ist eine der häufigsten und am meisten unterschätzten psychischen Erkrankungen. Sie ist weit mehr als nur eine vorübergehende Traurigkeit oder "schlechte Laune", sondern eine ernstzunehmende, behandlungsbedürftige Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgreifend beeinflusst. Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe erkranken in Deutschland jährlich etwa 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten und betrifft alle Gesellschaftsschichten. Obwohl Depressionen mit erheblichem Leid und starken Einschränkungen der Lebensqualität verbunden sind, sind die Behandlungsmöglichkeiten heute sehr gut. Mit der richtigen Therapie, die oft aus Psychotherapie und/oder Medikamenten besteht, können die meisten Betroffenen eine deutliche Besserung ihrer Symptome oder eine vollständige Genesung erreichen. Ein gutes Verständnis der Erkrankung ist ein entscheidender Schritt, um Vorurteile abzubauen, sich Hilfe zu suchen und den Weg aus der Dunkelheit zu finden.
Die Erkrankung verstehen
Eine Depression (medizinisch: depressive Störung oder Major Depression) ist eine affektive Störung, die durch eine anhaltend gedrückte Stimmung, einen Verlust von Interesse oder Freude (Anhedonie) und eine Verminderung des Antriebs gekennzeichnet ist. Diese Kernsymptome wirken sich auf fast alle Lebensbereiche aus – auf die Arbeit, die sozialen Beziehungen, die Freizeitgestaltung und das allgemeine körperliche Wohlbefinden.
Anders als bei normaler Traurigkeit, die eine angemessene Reaktion auf einen Verlust oder eine Enttäuschung ist, stehen die depressiven Symptome oft in keinem Verhältnis zum Anlass oder treten ohne erkennbaren äußeren Grund auf. Die Betroffenen können ihre niedergedrückte Stimmung nicht einfach "abschütteln" oder sich "zusammenreißen".
Formen der Depression:
Es gibt verschiedene Formen und Verläufe depressiver Erkrankungen:
- Unipolare Depression: Die häufigste Form, bei der ausschließlich depressive Episoden auftreten. Eine Episode kann Wochen, Monate oder sogar länger andauern.
- Rezidivierende depressive Störung: Wenn depressive Episoden im Laufe des Lebens wiederholt auftreten.
- Dysthymie (Anhaltende depressive Störung): Eine chronische Form der Depression mit weniger schweren, aber über mindestens zwei Jahre anhaltenden depressiven Symptomen.
- Bipolare Störung: Hier wechseln sich depressive Phasen mit manischen Phasen (Phasen mit übersteigerter Hochstimmung, gesteigertem Antrieb und Selbstüberschätzung) ab.
- Saisonale Depression (Saisonal abhängige Depression): Tritt wiederholt in der dunklen Jahreszeit (Herbst/Winter) auf und wird mit Lichtmangel in Verbindung gebracht.
- Postpartale Depression: Eine depressive Episode, die in den Wochen und Monaten nach einer Entbindung auftritt.
Ursachen der Depression:
Die Depression ist eine multifaktorielle Erkrankung. Es gibt nicht die eine Ursache, sondern meist wirken verschiedene Faktoren zusammen:
- Neurobiologische Faktoren: Man geht von einem gestörten Gleichgewicht von Botenstoffen (Neurotransmittern) im Gehirn aus, insbesondere von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, die für die Regulation von Stimmung, Antrieb und Schlaf wichtig sind. Auch eine veränderte Aktivität in bestimmten Hirnregionen und hormonelle Dysbalancen (z.B. Stresshormone wie Kortisol) spielen eine Rolle.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung von Depressionen deutet auf eine genetische Komponente hin. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist für Kinder depressiver Eltern erhöht.
- Psychosoziale Faktoren: Belastende Lebensereignisse wie der Verlust eines nahestehenden Menschen, Trennungen, schwere Krankheiten, Arbeitsplatzverlust oder chronischer Stress können Auslöser für eine depressive Episode sein.
- Frühkindliche Erfahrungen: Traumatische Erlebnisse, Vernachlässigung oder der frühe Verlust von Bezugspersonen in der Kindheit können die Anfälligkeit (Vulnerabilität) für spätere Depressionen erhöhen.
- Persönlichkeitsfaktoren: Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie ein geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder eine Neigung zu negativem Denken können die Entstehung einer Depression begünstigen.
- Körperliche Erkrankungen: Chronische Krankheiten (z.B. Krebs, Herzerkrankungen, Schlaganfall, chronische Schmerzen) können das Risiko für eine Depression erhöhen.
Depression ist eine echte Erkrankung des Gehirns und des Stoffwechsels, keine Charakterschwäche oder persönliches Versagen.
Symptome und Diagnose
Die Symptome einer Depression sind vielfältig und betreffen die emotionale, kognitive (gedankliche), körperliche und Verhaltensebene. Für eine Diagnose müssen mehrere dieser Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an den meisten Tagen und die meiste Zeit des Tages vorliegen.
Hauptsymptome:
- Gedrückte, depressive Stimmung: Eine tiefe Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Leere oder Hoffnungslosigkeit.
- Verlust von Interesse oder Freude (Anhedonie): Früher als angenehm empfundene Aktivitäten, Hobbys oder soziale Kontakte bereiten keine Freude mehr.
- Antriebsmangel und erhöhte Ermüdbarkeit: Eine starke Energielosigkeit und Erschöpfung, selbst bei kleinsten Anstrengungen.
Zusätzliche Symptome:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich auf ein Gespräch oder eine Lektüre zu konzentrieren, Entscheidungen zu treffen oder einfache Aufgaben zu erledigen.
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen: Starke Selbstzweifel, Gefühle von Wertlosigkeit oder übermäßige und unangemessene Schuldgefühle.
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven: Die Zukunft erscheint aussichtslos und düster.
- Suizidgedanken oder -handlungen: Gedanken daran, sich das Leben zu nehmen, oder konkrete Pläne und Handlungen. Dies ist ein Notfall und erfordert sofortige professionelle Hilfe!
- Schlafstörungen: Typisch sind Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder frühmorgendliches Erwachen. Seltener kann auch ein erhöhtes Schlafbedürfnis bestehen.
- Appetitveränderungen: Meist Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, seltener Heißhunger und Gewichtszunahme.
- Psychomotorische Unruhe oder Hemmung: Entweder eine ständige innere Unruhe und das Gefühl, nicht stillsitzen zu können, oder eine deutliche Verlangsamung von Bewegungen, Sprache und Denken.
- Verminderte Libido (sexuelles Desinteresse).
- Körperliche Beschwerden: Unspezifische körperliche Schmerzen (Kopf-, Rücken-, Gliederschmerzen), Engegefühl in der Brust oder im Hals, Magen-Darm-Probleme, für die keine organische Ursache gefunden wird.
Diagnostischer Weg:
Die Diagnose einer Depression wird durch einen Arzt oder psychologischen Psychotherapeuten gestellt.
- Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch): Dies ist der wichtigste Schritt. Der Arzt oder Therapeut erfragt gezielt die oben genannten Symptome, deren Dauer, Schweregrad und die Auswirkungen auf den Alltag. Auch die Lebenssituation, mögliche Auslöser und familiäre Vorbelastungen werden besprochen.
- Körperliche Untersuchung und Laboruntersuchungen: Wichtig ist der Ausschluss körperlicher Erkrankungen, die depressive Symptome verursachen oder vortäuschen können (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Vitaminmangel, neurologische Erkrankungen). Dazu dienen eine körperliche Untersuchung und Bluttests.
- Standardisierte Fragebögen: Selbstbeurteilungsskalen (z.B. der Beck-Depressions-Inventar) oder Fremdbeurteilungsskalen können helfen, den Schweregrad der Depression einzuschätzen und den Therapieverlauf zu dokumentieren.
- Klassifikation: Anhand der Anzahl und Art der Symptome wird der Schweregrad der depressiven Episode in leicht, mittelgradig oder schwer eingeteilt.
Es ist wichtig, offen und ehrlich über alle Symptome zu sprechen, auch über Suizidgedanken. Nur so kann die richtige Diagnose gestellt und die passende Behandlung eingeleitet werden.
Behandlungswege
Depression ist eine gut behandelbare Erkrankung. Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad und der individuellen Situation des Patienten. Die wirksamsten Behandlungsansätze sind Psychotherapie und medikamentöse Therapie, oft in Kombination.
Psychotherapie:
Die Psychotherapie ist eine zentrale Säule der Depressionsbehandlung. Sie hilft Betroffenen, die Ursachen und aufrechterhaltenden Faktoren ihrer Erkrankung zu verstehen, negative Denk- und Verhaltensmuster zu verändern und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Gilt als eine der wirksamsten Methoden. Sie konzentriert sich auf die Bearbeitung negativer Gedanken ("kognitive Umstrukturierung") und den Aufbau positiver Aktivitäten ("Verhaltensaktivierung"). Patienten lernen, ihre negativen Denkmuster zu erkennen, zu hinterfragen und durch realistischere, hilfreichere Gedanken zu ersetzen. Gleichzeitig werden sie dabei unterstützt, trotz Antriebslosigkeit wieder aktiv zu werden und positive Erlebnisse zu schaffen, was die Stimmung verbessert.
- Psychodynamische Psychotherapie / Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Diese Ansätze gehen davon aus, dass Depressionen oft auf unbewussten inneren Konflikten oder belastenden Erfahrungen in der Lebensgeschichte beruhen. In der Therapie geht es darum, diese Konflikte zu verstehen und zu bearbeiten, um eine emotionale Nachreifung und eine stabilere Persönlichkeitsstruktur zu erreichen.
- Interpersonelle Psychotherapie: Fokussiert auf die Bearbeitung von Problemen in aktuellen zwischenmenschlichen Beziehungen (z.B. Trauer, Konflikte, Rollenwechsel), die mit der Depression in Verbindung stehen.
- Systemische Therapie: Bezieht das soziale Umfeld (Familie, Partnerschaft) in die Behandlung mit ein, da Beziehungen sowohl eine Ressource als auch ein Teil des Problems sein können.
Medikamentöse Behandlung (Antidepressiva):
Antidepressiva können insbesondere bei mittelgradigen und schweren Depressionen sehr hilfreich sein. Sie greifen in den Hirnstoffwechsel ein und normalisieren das Gleichgewicht der Neurotransmitter (v.a. Serotonin und Noradrenalin).
- Wichtige Hinweise:
- Antidepressiva machen nicht abhängig oder verändern die Persönlichkeit.
- Ihre stimmungsaufhellende Wirkung tritt erst nach etwa 2 bis 4 Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Eine antriebssteigernde oder beruhigende Wirkung kann aber schon früher spürbar sein.
- Sie müssen über einen längeren Zeitraum (meist mindestens 6-9 Monate nach Abklingen der Symptome) eingenommen werden, um Rückfälle zu verhindern.
- Das Absetzen muss immer langsam und in Absprache mit dem Arzt erfolgen, um Absetzsymptome zu vermeiden.
- Wirkstoffgruppen:
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Mittel der ersten Wahl, da sie meist gut verträglich sind (z.B. Citalopram, Escitalopram, Sertralin).
- Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI): Ebenfalls oft eingesetzt, wirken auf zwei Botenstoffsysteme (z.B. Venlafaxin, Duloxetin).
- Trizyklische Antidepressiva: Ältere, aber wirksame Medikamente, die wegen mehr Nebenwirkungen seltener als erste Wahl eingesetzt werden (z.B. Amitriptylin).
- Weitere Wirkstoffe: Mirtazapin, Bupropion, Johanniskraut (nur bei leichten Depressionen und mit Vorsicht wegen vieler Wechselwirkungen).
Weitere Behandlungsverfahren:
- Bewegungs- und Sporttherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität (insbesondere Ausdauersport) hat eine nachgewiesene antidepressive Wirkung.
- Wachtherapie (Schlafentzug): Kann bei schweren Depressionen kurzfristig eine schnelle Stimmungsaufhellung bewirken.
- Lichttherapie: Methode der Wahl bei saisonaler Depression.
- Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Ein hochwirksames Verfahren für schwerste, therapieresistente Depressionen, das unter Kurznarkose durchgeführt wird.
- Ergotherapie: Hilft bei der Strukturierung des Alltags und der Wiederaufnahme von Aktivitäten.
Die beste Behandlungsstrategie, insbesondere die Kombination aus Psychotherapie und Medikation, wird individuell mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten abgestimmt.
Rehabilitation und Alltagsmanagement
Die Genesung von einer Depression ist ein Prozess, der oft über die akute Behandlungsphase hinausgeht. Ein strukturierter Übergang zurück in den Alltag und die Anwendung von erlernten Strategien sind entscheidend, um langfristig stabil zu bleiben und Rückfällen vorzubeugen.
Die Rehabilitationsphase
Eine stationäre oder teilstationäre psychosomatische Rehabilitation ist oft ein wichtiger Schritt nach einer Akutbehandlung im Krankenhaus oder wenn eine ambulante Therapie nicht ausreicht, um die Symptome zu bewältigen und die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Ziele einer solchen Rehabilitationsmaßnahme sind:
- Stabilisierung und Symptomreduktion: Durch ein intensives, multimodales Therapieprogramm.
- Intensive Psychotherapie: Einzel- und Gruppengespräche zur vertieften Bearbeitung der depressiven Symptomatik und zugrundeliegender Probleme.
- Wiederaufbau von Tagesstruktur: Ein geregelter Tagesablauf mit therapeutischen Angeboten hilft, aus der Antriebslosigkeit und dem sozialen Rückzug herauszufinden.
- Aktivierung durch Sport- und Bewegungstherapie: Gezielte Programme zur körperlichen Aktivierung, die nachweislich antidepressiv wirken.
- Kreativ- und Ergotherapie: Förderung von Ausdrucksfähigkeit, Selbstwahrnehmung und Freude am Tun.
- Sozialberatung und berufliche Wiedereingliederung: Unterstützung bei sozialen und beruflichen Fragestellungen, Planung der schrittweisen Rückkehr an den Arbeitsplatz (z.B. über das "Hamburger Modell").
- Rückfallprophylaxe: Erarbeitung eines individuellen Plans zur Vorbeugung zukünftiger depressiver Episoden.
Langfristige Genesung und Alltagsmanagement
Die wichtigste Aufgabe nach einer akuten Phase ist, die erreichten Fortschritte im Alltag zu verankern. Eine wichtige Unterstützung bieten hier verschiedene Nachsorgeangebote (siehe unten).
- Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur: Ein fester Rhythmus aus Aufstehen, Mahlzeiten, Aktivitäten und Schlafenszeit gibt Halt und Stabilität.
- Regelmäßige Aktivität: Planen Sie bewusst angenehme Aktivitäten und soziale Kontakte in Ihren Alltag ein, auch wenn Ihnen an manchen Tagen die Motivation fehlt. Verhaltenstherapeutische Ansätze betonen, dass die Aktivität der besseren Stimmung oft vorausgeht, nicht umgekehrt.
- Körperliche Bewegung: Integrieren Sie regelmäßigen Sport oder Bewegung fest in Ihre Woche. Dies ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe.
- Anwendung erlernter Techniken: Nutzen Sie die in der Therapie erlernten kognitiven Strategien, um negative Gedankenmuster frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen.
- Entspannung und Achtsamkeit: Praktizieren Sie regelmäßig Entspannungsübungen oder Achtsamkeit, um Stress abzubauen und die Selbstwahrnehmung zu schulen.
- Medikamententreue: Nehmen Sie Ihre Medikamente, falls verordnet, konsequent und wie vom Arzt besprochen ein. Setzen Sie sie niemals eigenmächtig ab.
- Gesunder Lebensstil: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichenden Schlaf. Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum, da dieser die Depression langfristig verstärken kann.
- Früherkennung von Warnsignalen: Lernen Sie, die ersten Anzeichen einer beginnenden depressiven Episode bei sich zu erkennen (z.B. sozialer Rückzug, Schlafstörungen, Interessenverlust).
- Krisenplan: Erstellen Sie einen Plan für den Fall, dass sich Ihr Zustand verschlechtert. Dieser sollte Notfallkontakte (Therapeut, Arzt, Krisendienst, nahestehende Personen) und hilfreiche Strategien enthalten.
- Fortführende Unterstützung: Nehmen Sie bei Bedarf weiterhin ambulante Psychotherapie in Anspruch oder suchen Sie den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr stärkend sein.
Die Genesung von einer Depression ist möglich. Sie erfordert Geduld, aktive Mitarbeit und die Bereitschaft, professionelle Hilfe anzunehmen und erlernte Strategien langfristig im Leben zu verankern.
Caspar Health und Unterstützung bei Depression
Caspar Health kann Sie nach Ihrem stationären Rehaaufenthalt unterstützen. Im Rahmen der psychotherapeutischen Nachsorge können Sie im Anschluss an Ihre Reha an einer digitalen Therapiegruppe teilnehmen. Hier werden die Ergebnisse der Reha vertieft und in den Alltag integriert. Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Anleitung durch qualifizierte psychologische Psychotherapeuten helfen, die eigenen Ziele weiterzuverfolgen und die Herausforderungen in der Bewältigung Ihrer Erkrankung zu meistern.
Außerdem bietet Caspar Health mit ihrer digitalen Therapieplattform Caspar in Verbindung mit der Caspar Clinic eine besondere Form der Betreuung an: die kombinierte Versorgung. Dieses Modell verbindet die Flexibilität einer digitalen Anwendung mit der persönlichen und kontinuierlichen Betreuung durch ein multiprofessionelles Behandlerteam. Jeder Patient erhält einen festen Therapeuten, seinen Bezugstherapeuten, der ihn über den gesamten Nachsorgezeitraum persönlich begleitet.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Gesundheits- oder Trainings-Apps ist, dass nicht der Patient oder eine KI die Übungen auswählt. Stattdessen erstellt der persönliche Therapeut in Abstimmung mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse des Patienten mit Depression und dem Ziel, Bewältigungsstrategien und positive Aktivitäten im Alltag zu verankern, zugeschnitten ist. Die Übungen werden vom Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt. Fühlen sich Patienten durch Übungen überfordert oder möchten ihre Erfahrungen teilen, ermöglicht die Feedback- und Chatfunktion der Plattform den Patienten, Rückmeldung zu ihrem Befinden und ihren Fortschritten zu machen. Auf Basis dieses Feedbacks passt der Therapeut den Therapieplan kontinuierlich an und stellt so eine stetige Weiterentwicklung und eine hohe Therapiequalität sicher. Zudem besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme via (Video-)Telefonie oder E-Mail, um persönliche Anliegen oder Therapieinhalte zu besprechen.
Der Therapieplan kann beispielsweise folgende Inhalte umfassen:
- Angeleitete bewegungstherapeutische Übungen zur sanften körperlichen Aktivierung, die nachweislich eine antidepressive Wirkung hat und hilft, Antriebslosigkeit zu überwinden.
- Module zur Wissensvermittlung (Psychoedukation), zur Förderung des Krankheitsverständnisses, zur Vermittlung von Fähigkeiten zum Selbstmanagement (z.B. Erkennen negativer Denkmuster, Planung von Tagesstrukturen).
- Anleitungen zu Entspannungstechniken und zur Stressbewältigung wie Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen, um das allgemeine Anspannungsniveau zu senken.
Dieses Modell der kombinierten Versorgung sichert eine hohe Motivation für das Heimtraining. Es kann eine ambulante Psychotherapie nicht ersetzen, aber als strukturierte Hilfe zur Selbsthilfe die Umsetzung der in der Therapie erlernten Inhalte fördern und die Zeit bis zum Beginn oder zwischen den Sitzungen überbrücken. Die zeitliche und örtliche Flexibilität erleichtert die Integration der Therapie in den lebensechten Alltag der Menschen. Ob eine solche digitale Nachsorge geeignet ist, wird in der Regel durch das Behandlerteam in Abstimmung mit den Patienten während eines Reha-Aufenthalts entschieden und vom behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten eingeleitet.
Häufig Gestellte Fragen (FAQs) und Zusätzliche Ressourcen
Häufig Gestellte Fragen (FAQs):
Depression ist eine ernstzunehmende, medizinisch anerkannte Erkrankung, die auf nachweisbaren neurobiologischen Veränderungen im Gehirn beruht. Sie ist keine Charakterschwäche, Faulheit oder Einbildung. Betroffene können sich nicht einfach "zusammenreißen", um gesund zu werden.
Nein, Antidepressiva machen nicht im Sinne einer Sucht abhängig. Sie führen nicht zu einer Dosissteigerung, um dieselbe Wirkung zu erzielen, und lösen kein Verlangen (Craving) aus. Beim Absetzen der Medikamente können jedoch Absetzsymptome auftreten, weshalb sie immer langsam und unter ärztlicher Anleitung ausgeschlichen werden müssen.
Die Dauer einer depressiven Episode ist sehr unterschiedlich und kann von einigen Wochen bis zu vielen Monaten oder sogar Jahren reichen. Mit einer konsequenten Behandlung kann die Dauer einer Episode deutlich verkürzt werden. Unbehandelt besteht ein hohes Risiko, dass die Erkrankung chronisch wird oder wiederkehrt.
Das Wichtigste ist, Verständnis zu zeigen und die Erkrankung ernst zu nehmen. Bieten Sie emotionale Unterstützung an, hören Sie zu, aber vermeiden Sie Ratschläge wie "Reiß dich zusammen" oder "Denk positiv". Motivieren Sie den Betroffenen, professionelle Hilfe anzunehmen und begleiten Sie ihn gegebenenfalls zum Arzt. Entlasten Sie ihn bei Alltagsaufgaben, aber versuchen Sie auch, ihn zu kleinen gemeinsamen Aktivitäten zu ermutigen, ohne Druck auszuüben. Achten Sie dabei auch auf Ihre eigenen Kräfte und holen Sie sich bei Bedarf selbst Unterstützung.
Wenn Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch unter akuten Suizidgedanken leiden, zögern Sie nicht, sofort Hilfe zu holen. Dies ist ein medizinischer Notfall. Wenden Sie sich an:
- Den Notruf 112 oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117.
- Die nächste psychiatrische Klinik (Sie können dort jederzeit in der Notaufnahme vorstellig werden).
- Die Telefonseelsorge (0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222), die rund um die Uhr erreichbar ist.
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: Die zentrale Anlaufstelle in Deutschland mit umfassenden Informationen, einem Info-Telefon, einem Forum für Betroffene und Angehörige sowie einer Klinik-Suchfunktion. https://www.deutsche-depressionshilfe.de
- Gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen): Bietet unabhängige und wissenschaftlich fundierte Informationen für Patienten zum Thema Depression. https://www.gesundheitsinformation.de/depression.html
- Psychenet – Netz psychische Gesundheit Hamburg: Informiert laienverständlich über psychische Erkrankungen, deren Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/depression.html
- Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): Bietet eine Datenbank zur Suche nach lokalen Selbsthilfegruppen.
https://www.nakos.de - AWMF Patienten-Information (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften): Stellt die Nationale Versorgungsleitlinie "Unipolare Depression" in einer für Patienten verständlichen Version zur Verfügung. https://www.leitlinien.de/themen/depression