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Die koronare Herzkrankheit ist eine der häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland und weltweit. Sie entsteht, wenn die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, durch Ablagerungen verengen oder verkalken. Dies kann zu einer Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff führen, was sich insbesondere unter Belastung durch Beschwerden äußern kann. Im schlimmsten Fall kann ein vollständiger Verschluss eines Herzkranzgefäßes zu einem Herzinfarkt führen. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung ist die koronare Herzkrankheit eine der Hauptursachen für Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte. Ein gutes Verständnis dieser chronischen Erkrankung, ihrer Entstehung, Risikofaktoren, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten ist für Betroffene und ihre Angehörigen von großer Bedeutung, um aktiv zur eigenen Gesundheit beizutragen und die Lebensqualität langfristig zu sichern.
2. Die Erkrankung verstehen
Die koronare Herzkrankheit ist eine chronische Erkrankung, die durch die Verengung oder den Verschluss der Herzkranzgefäße (Koronararterien) gekennzeichnet ist. Diese Arterien umschließen das Herz kranzförmig und sind dafür zuständig, den Herzmuskel kontinuierlich mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ohne diese Versorgung kann der Herzmuskel seine Pumpfunktion nicht aufrechterhalten.
Die Hauptursache für die koronare Herzkrankheit ist die Arteriosklerose, umgangssprachlich auch als "Arterienverkalkung" bezeichnet. Dabei kommt es über Jahre hinweg zu entzündlichen Prozessen in der Wand der Blutgefäße und zur Bildung von Ablagerungen, sogenannten Plaques. Diese Plaques bestehen aus Blutfetten (insbesondere Cholesterin), Kalk, Bindegewebe und Entzündungszellen. Mit zunehmender Größe dieser Plaques verengen sich die Herzkranzgefäße, der Blutfluss wird behindert und der Herzmuskel erhält weniger Sauerstoff. Man spricht dann von einer Koronarstenose (Verengung eines Herzkranzgefäßes).
Wenn die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels nicht mehr ausreicht, um den Bedarf zu decken (insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder Stress, wenn das Herz mehr arbeiten muss), entsteht eine sogenannte Myokardischämie (Sauerstoffmangel des Herzmuskels). Dies kann zu typischen Beschwerden wie Angina Pectoris führen.
Reißt eine dieser Plaques auf (Plaqueruptur), kann sich an dieser Stelle rasch ein Blutgerinnsel (Thrombus) bilden, das das Herzkranzgefäß teilweise oder vollständig verschließt. Ein vollständiger Verschluss führt zu einem akuten Herzinfarkt, bei dem ein Teil des Herzmuskelgewebes aufgrund des anhaltenden Sauerstoffmangels abstirbt.
Risikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose und somit der koronaren Herzkrankheit sind:
- Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter.
- Männliches Geschlecht: Männer sind tendenziell früher und häufiger betroffen als Frauen vor der Menopause.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung von koronarer Herzkrankheit oder Herzinfarkten, insbesondere bei Verwandten ersten Grades in jüngerem Alter.
- Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Rauchen: Einer der wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren.
- Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Dauerhaft erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäßwände.
- Erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie oder Dyslipidämie): Insbesondere ein hohes Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-Cholesterin, oft als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet) und niedrige High-Density-Lipoprotein-Cholesterin-Werte (HDL-Cholesterin, "gutes Cholesterin") sowie erhöhte Triglyzeridwerte.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Hohe Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße und beschleunigen die Arteriosklerose.
- Übergewicht (Adipositas), insbesondere bauchbetontes Fett und Bewegungsmangel.
- Ungesunde Ernährung: Reich an gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Cholesterin, Salz und Zucker; wenig Ballaststoffen, Obst und Gemüse.
- Chronischer Stress und psychosoziale Belastungen.
- Alkoholkonsum.
Die koronare Herzkrankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, die über lange Zeit unbemerkt bleiben kann. Ihre Folgen können von leichten Beschwerden bei Belastung bis hin zu lebensbedrohlichen Ereignissen wie Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) reichen.
Symptome und Diagnose
Die koronare Herzkrankheit kann über lange Zeiträume ohne Symptome verlaufen ("stumm"). Beschwerden treten oft erst auf, wenn die Verengung der Herzkranzgefäße bereits fortgeschritten ist und die Durchblutung des Herzmuskels, insbesondere unter Belastung, nicht mehr ausreicht.
Das Leitsymptom der koronaren Herzkrankheit ist die Angina Pectoris (Brustenge). Diese äußert sich typischerweise als:
- Schmerz oder Druckgefühl hinter dem Brustbein: Oft als dumpf, drückend, brennend oder einschnürend beschrieben ("als ob ein Gewicht auf der Brust liegt").
- Ausstrahlung der Schmerzen: Die Schmerzen können in den linken Arm, aber auch in den rechten Arm, den Hals, den Unterkiefer, den Rücken (zwischen die Schulterblätter) oder den Oberbauch ausstrahlen.
- Auftreten bei Belastung: Die Beschwerden treten charakteristischerweise bei körperlicher Anstrengung (z.B. Treppensteigen, schnelles Gehen, Heben schwerer Lasten), bei Kälte oder bei emotionaler Aufregung (Stress) auf.
- Besserung in Ruhe oder nach Medikamentengabe: Die Beschwerden lassen meist nach einigen Minuten nach, wenn die Belastung beendet wird oder nach Einnahme von Nitroglyzerin (als Spray oder Kapsel).
Weitere mögliche Symptome können sein:
- Kurzatmigkeit (Dyspnoe), insbesondere bei Belastung.
- Verminderte Leistungsfähigkeit, schnelle Ermüdbarkeit.
- Herzklopfen oder Herzstolpern.
- Schweißausbrüche, Übelkeit oder Angstgefühle in Verbindung mit den Brustschmerzen.
Bei Frauen, älteren Menschen oder Diabetikern können die Symptome oft untypisch sein und sich eher als Atemnot, Übelkeit, Oberbauchbeschwerden oder unerklärliche Schwäche äußern, ohne die klassischen Brustschmerzen.
Eine instabile Angina Pectoris liegt vor, wenn die Beschwerden neu auftreten, in Ruhe vorkommen, an Intensität oder Dauer zunehmen oder auf die übliche Behandlung nicht mehr ansprechen. Dies ist ein Warnsignal für einen drohenden Herzinfarkt und erfordert sofortige ärztliche Abklärung.
Diagnostischer Weg:
Bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit wird der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen, um die Diagnose zu sichern und den Schweregrad der Erkrankung einzuschätzen:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt detailliert die Art der Beschwerden, deren Auftreten und Dauer sowie Risikofaktoren und familiäre Vorbelastungen. Er misst Blutdruck und Puls und hört Herz und Lunge ab.
- Ruhe-Elektrokardiogramm: Zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens in Ruhe auf. Kann Hinweise auf frühere Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen oder akute Durchblutungsstörungen geben, ist aber bei stabiler koronarer Herzkrankheit oft unauffällig.
- Belastungs-Elektrokardiogramm (Ergometrie): Aufzeichnung des Elektrokardiogramms unter definierter körperlicher Belastung (meist auf einem Fahrradergometer). Typische Veränderungen im Elektrokardiogramm oder das Auftreten von Angina Pectoris-Beschwerden unter Belastung können auf eine koronare Herzkrankheit hinweisen.
- Blutuntersuchungen: Bestimmung von Blutfettwerten (Cholesterin, Triglyzeride), Blutzucker (Nüchternblutzucker, Langzeitblutzuckerwert - HbA1c), Nierenwerten und gegebenenfalls Herzenzymen (Troponin), um einen akuten Herzinfarkt auszuschließen.
- Echokardiographie (Herzultraschall): Beurteilung der Größe und Pumpfunktion des Herzens, der Funktion der Herzklappen und der Beweglichkeit der Herzwände. Wandbewegungsstörungen können auf eine Minderdurchblutung oder einen alten Infarkt hinweisen.
- Stress-Echokardiographie: Herzultraschalluntersuchung unter Belastung (medikamentös oder durch Fahrradergometrie). Zeigt, ob bestimmte Herzmuskelabschnitte unter Belastung schlechter durchblutet werden und in ihrer Funktion nachlassen.
- Myokardszintigraphie (Herzszintigraphie): Nuklearmedizinische Untersuchung, die die Durchblutung des Herzmuskels in Ruhe und unter Belastung darstellt und so minderdurchblutete Areale identifizieren kann.
- Stress-Magnetresonanztomographie des Herzens: Eine sehr genaue Methode zur Darstellung von Durchblutungsstörungen und Narben im Herzmuskel.
- Computertomographie des Herzens (Kardio-Computertomographie): Kann Kalkablagerungen in den Herzkranzgefäßen sichtbar machen (Kalkscore) oder die Herzkranzgefäße direkt darstellen (Computertomographie-Koronarangiographie). Wird vor allem zum Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit bei niedriger bis mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit eingesetzt.
- Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung): Gilt als Goldstandard zur direkten Darstellung der Herzkranzgefäße. Ein dünner Katheter wird über eine Arterie (meist am Handgelenk oder in der Leiste) bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. Durch Injektion von Kontrastmittel können Engstellen oder Verschlüsse präzise lokalisiert und ihr Schweregrad beurteilt werden. Oft können im selben Eingriff Engstellen direkt behandelt werden (Ballondilatation und Stentimplantation).
Die Auswahl der Untersuchungen richtet sich nach den Symptomen, den Ergebnissen der Voruntersuchungen und dem individuellen Risikoprofil des Patienten.
Behandlungswege
Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit verfolgt mehrere Ziele: Linderung der Symptome (insbesondere Angina Pectoris), Verbesserung der Lebensqualität, Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung und Reduktion des Risikos für Komplikationen wie Herzinfarkt, Herzschwäche oder plötzlichen Herztod. Die Therapie umfasst in der Regel eine Kombination aus Lebensstiländerungen, medikamentöser Behandlung und gegebenenfalls invasiven Verfahren (Herzkatheterintervention oder Bypass-Operation).
1. Lebensstiländerungen (Basis jeder Therapie):
Diese Maßnahmen sind entscheidend, um das Fortschreiten der Arteriosklerose zu verlangsamen und Risikofaktoren zu kontrollieren:
- Rauchstopp: Der konsequente Verzicht auf das Rauchen ist eine der effektivsten Maßnahmen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, herzgesunde Ernährung (z.B. mediterrane Kost) mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und hochwertigen pflanzlichen Ölen. Reduktion von gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Cholesterin, Salz und Zucker.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Mindestens 150 Minuten moderate Ausdauerbelastung pro Woche (z.B. zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen), verteilt auf mehrere Tage. Zusätzlich wird leichtes Krafttraining empfohlen. Art und Intensität sollten mit dem Arzt besprochen werden.
- Gewichtsmanagement: Erreichen und Halten eines normalen Körpergewichts (Body-Mass-Index unter 25 Kilogramm pro Quadratmeter).
- Stressbewältigung: Erlernen und Anwenden von Techniken zur Stressreduktion (z.B. Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining).
- Moderater Alkoholkonsum: Wenn überhaupt, dann nur in geringen Mengen.
2. Medikamentöse Therapie:
Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, Symptome zu lindern, die Prognose zu verbessern und Risikofaktoren zu behandeln. Häufig eingesetzte Medikamentengruppen sind:
- Thrombozytenaggregationshemmer (Plättchenhemmer): Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung (meist 100 Milligramm pro Tag) ist Standard, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Bei Unverträglichkeit kann Clopidogrel eine Alternative sein. Nach einer Stentimplantation ist oft eine duale Plättchenhemmung (Kombination von Acetylsalicylsäure mit einem weiteren Plättchenhemmer wie Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor) für einen bestimmten Zeitraum notwendig.
- Statine (Cholesterinsenker): Senken den Low-Density-Lipoprotein-Cholesterinspiegel (LDL-Cholesterin) im Blut und stabilisieren Plaques. Sie sind ein Eckpfeiler der Therapie, unabhängig vom Ausgangscholesterinwert, und verbessern die Prognose deutlich. Beispiele sind Simvastatin, Atorvastatin, Rosuvastatin.
- Betablocker: Senken die Herzfrequenz und den Blutdruck, wodurch das Herz entlastet und der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels reduziert wird. Sie lindern Angina Pectoris-Beschwerden und verbessern die Prognose, insbesondere nach einem Herzinfarkt. Beispiele sind Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol.
- ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Sartane): Senken den Blutdruck und entlasten das Herz. Sie werden insbesondere bei gleichzeitig bestehendem Bluthochdruck, Herzschwäche oder nach einem Herzinfarkt eingesetzt. Beispiele sind Ramipril, Enalapril (ACE-Hemmer) oder Candesartan, Valsartan (Sartane).
- Nitrate: Wirken gefäßerweiternd und können bei einem akuten Angina Pectoris-Anfall als Spray oder Kapsel schnell Linderung verschaffen (kurzwirksame Nitrate). Langwirksame Nitrate können zur Vorbeugung von Anfällen eingesetzt werden, ihre Rolle in der Dauertherapie wird aber heute kritischer gesehen.
- Kalziumkanalblocker: Können ebenfalls die Herzkranzgefäße erweitern und den Blutdruck senken. Sie werden eingesetzt, wenn Betablocker nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken.
- Medikamente zur Behandlung von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
3. Invasive Verfahren (Revaskularisationstherapie):
Wenn Engstellen in den Herzkranzgefäßen stark ausgeprägt sind und Beschwerden verursachen oder ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt besteht, können invasive Verfahren zur Wiederherstellung des Blutflusses (Revaskularisation) notwendig sein:
- Perkutane Koronarintervention (PCI) mit Stentimplantation: Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung wird die Engstelle mit einem kleinen Ballon aufgedehnt (Ballondilatation). Anschließend wird meist eine Gefäßstütze (Stent) aus Metall oder einem medikamentenfreisetzenden Material implantiert, um das Gefäß dauerhaft offen zu halten. Dies ist das häufigste invasive Verfahren.
- Koronararterien-Bypass-Operation: Eine Operation am offenen Herzen, bei der Engstellen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße mit körpereigenen Blutgefäßen (Arterien oder Venen aus Brustwand, Arm oder Bein) überbrückt werden. Eine Bypass-Operation wird vor allem bei komplexen Verengungen mehrerer Gefäße, bei bestimmten Lokalisationen der Engstellen (z.B. Hauptstammstenose) oder bei Patienten mit Diabetes mellitus und Mehrgefäßerkrankung in Betracht gezogen.
Die Entscheidung für oder gegen ein invasives Verfahren und die Wahl der Methode (Perkutane Koronarintervention oder Bypass-Operation) wird individuell in einem "Herzteam" (bestehend aus Kardiologen und Herzchirurgen) unter Berücksichtigung des Befundes, des Alters, der Begleiterkrankungen und der Wünsche des Patienten getroffen (Shared Decision-Making).
Alle Behandlungsstrategien erfordern eine lebenslange Nachsorge und konsequente Umsetzung der therapeutischen Maßnahmen.
Rehabilitation und Alltagsmanagement
Die Diagnose und Behandlung einer koronaren Herzkrankheit bedeuten oft eine nachhaltige Veränderung im Leben der Betroffenen. Die Rehabilitation und ein konsequentes Alltagsmanagement sind entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern, die körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen oder zu erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung sowie das Risiko für Komplikationen wie einen Herzinfarkt zu reduzieren.
Die Rehabilitationsphase (Kardiologische Rehabilitation / Anschlussheilbehandlung)
Nach einem akuten Ereignis wie einem Herzinfarkt oder einer Bypass-Operation, aber auch bei stabiler koronarer Herzkrankheit mit deutlichen Einschränkungen, wird häufig eine kardiologische Rehabilitation empfohlen. Diese kann stationär in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik oder ambulant (ganztägig ambulant) erfolgen und dauert in der Regel drei Wochen. Die Ziele der kardiologischen Rehabilitation umfassen:
- Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit: Ein individuell angepasstes und ärztlich überwachtes Bewegungstraining (z.B. Fahrradergometertraining, Terraintraining, Gymnastik, Schwimmen) steht im Mittelpunkt. Es dient der Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems und der Verbesserung der Ausdauer.
- Optimierung der medikamentösen Therapie: Überprüfung und Anpassung der Herzmedikamente unter ärztlicher Aufsicht.
- Management von Risikofaktoren: Intensive Schulung und praktische Anleitung zur Reduktion beeinflussbarer Risikofaktoren. Dazu gehören:
- Raucherentwöhnungsprogramme.
- Ernährungsberatung und Lehrküche: Erlernen einer herzgesunden Ernährungsweise.
- Unterstützung bei der Gewichtsreduktion.
- Schulungen zum Umgang mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus.
- Psychologische Unterstützung und Stressbewältigung: Aufarbeitung der Krankheitserfahrung, Umgang mit Ängsten (z.B. vor einem erneuten Ereignis), depressiven Verstimmungen und Stress. Erlernen von Entspannungstechniken (z.B. Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training).
- Patientenschulung: Vermittlung von fundiertem Wissen über die koronare Herzkrankheit, ihre Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und das richtige Verhalten im Notfall.
- Sozialberatung: Klärung von Fragen zur beruflichen Wiedereingliederung, zu finanziellen Hilfen, Schwerbehindertenausweis oder zur Organisation der häuslichen Versorgung.
- Vorbereitung auf den Alltag: Entwicklung von Strategien für einen langfristig herzgesunden Lebensstil.
Langfristige Genesung und Alltagsmanagement
Die in der Rehabilitation erlernten Maßnahmen müssen dauerhaft in den Alltag integriert werden, um den langfristigen Erfolg der Behandlung zu sichern.
- Konsequente Medikamenteneinnahme: Die verordneten Medikamente (z.B. Plättchenhemmer, Statine, Betablocker, Blutdrucksenker) müssen absolut regelmäßig und wie vom Arzt vorgeschrieben eingenommen werden. Sie sind entscheidend für die Prognose.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Fortführung des Bewegungstrainings. Ideal sind Ausdauersportarten, die Freude bereiten. Viele Patienten profitieren von der Teilnahme an einer Herzsportgruppe, wo unter ärztlicher Aufsicht und therapeutischer Anleitung trainiert wird.
- Dauerhafte Ernährungsumstellung: Beibehaltung einer herzgesunden Ernährung.
- Rauchverzicht: Absoluter und dauerhafter Verzicht auf das Rauchen.
- Gewichtskontrolle: Halten eines gesunden Körpergewichts.
- Regelmäßige Selbstkontrolle: Bei Bluthochdruck oder Diabetes mellitus regelmäßige Messung von Blutdruck und Blutzucker.
- Stressreduktion im Alltag: Anwendung erlernter Entspannungstechniken, Achten auf eine gute Work-Life-Balance und ausreichend Schlaf.
- Regelmäßige ärztliche Nachsorge: Konsequente Wahrnehmung der Kontrolltermine beim Hausarzt und Kardiologen. Diese dienen der Überwachung des Gesundheitszustands, der Risikofaktoren, der Medikamentenverträglichkeit und der Früherkennung möglicher Probleme.
- Warnsignale erkennen: Achten auf Symptome einer möglichen Verschlechterung der koronaren Herzkrankheit (z.B. Zunahme von Angina Pectoris-Beschwerden, neu auftretende Atemnot) und rechtzeitige ärztliche Abklärung.
Ein aktives Selbstmanagement und ein gesunder Lebensstil sind die Grundpfeiler für ein Leben mit koronarer Herzkrankheit. Sie tragen maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität zu erhalten und die Prognose zu verbessern.
Caspar Health und Rehabilitation bei einer koronalen Herzkrankheit
Im Rahmen der kardiologischen Nachsorge und des langfristigen Managements bietet Caspar Health mit ihrer digitalen Therapieplattform Caspar in Verbindung mit dem multiprofessionellen Behandlerteam der Caspar Clinic eine besondere Form der Betreuung an: die kombinierte Versorgung. Dieses Modell verbindet die Flexibilität einer digitalen Anwendung mit der persönlichen und kontinuierlichen Betreuung durch ein multiprofessionelles Behandlerteam. Jeder Patient erhält einen festen Therapeuten, seinen Bezugstherapeuten, der ihn über den gesamten Nachsorgezeitraum persönlich begleitet. Dieser soll den Patienten dabei unterstützen, die in Reha festgelegten Ziele im Alltag umzusetzen. Zudem sind Ärzte verschiedener Fachdisziplinen in der Caspar Clinic tätig. Diese können den Bezugstherapeuten und die Patienten während der Nachsorge unterstützen, z.B. bei Fragen oder Veränderungen des Gesundheitszustandes.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Gesundheits- oder Trainings-Apps ist, dass nicht der Patient oder eine KI die Übungen auswählt. Stattdessen erstellt der persönliche Therapeut in Abstimmung mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse des Patienten mit koronarer Herzkrankheit und dem Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, zugeschnitten ist. Die Übungen werden vom Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt. Treten Angina Pectoris-Beschwerden (Brustenge), Atemnot oder Schwindel im Zusammenhang mit den Übungen auf oder fühlt sich der Patient durch die Übungsauswahl überfordert, ermöglicht die Feedback- und Chatfunktion der Plattform den Patienten, Rückmeldung zu ihrem Befinden und ihren Fortschritten zu machen. Auf Basis dieses Feedbacks passt der Therapeut den Therapieplan kontinuierlich an und stellt so eine stetige Weiterentwicklung und eine hohe Therapiequalität sicher. Zudem besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme via (Video-)Telefonie oder E-Mail, um persönliche Anliegen oder Therapieinhalte zu besprechen.
Der Therapieplan kann beispielsweise folgende Inhalte umfassen:
- Angeleitete bewegungstherapeutische Übungen zur Verbesserung der Ausdauer und zur Kräftigung, um die körperliche Belastbarkeit zu steigern und das Herz zu entlasten.
- Module zur Wissensvermittlung, zur Förderung des Krankheitsverständnisses, zur Vermittlung von Fähigkeiten zum Selbstmanagement (z.B. Blutdruck- und Blutfettwertkontrolle, Erkennen einer instabilen Angina Pectoris) oder zu den Gründen der regelmäßigen Medikamenteneinnahme.
- Anleitungen zu Entspannungstechniken und zur Stressbewältigung, da Stress ein wichtiger Faktor bei Herzerkrankungen ist.
Dieses Modell der kombinierten Versorgung sichert eine hohe Motivation für das Heimtraining und der Umsetzung der in der Reha angestoßenen Lebensstiländerungen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität erleichtert die Integration der Therapie in den lebensechten Alltag der Menschen. Ob eine solche digitale Nachsorge geeignet ist, wird in der Regel durch das Behandlerteam in Abstimmung mit den Patienten während eines Reha-Aufenthalts entschieden und von den behandelnden Ärzten der Rehaklinik eingeleitet.
Häufig Gestellte Fragen (FAQs) und Zusätzliche Ressourcen
Häufig Gestellte Fragen (FAQs):
Angina Pectoris (Brustenge) entsteht durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Herzmuskels aufgrund verengter Herzkranzgefäße, meist bei Belastung. Der Herzmuskel erleidet dabei in der Regel keinen bleibenden Schaden, und die Beschwerden klingen in Ruhe oder nach Medikamentengabe wieder ab. Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Herzkranzgefäß plötzlich vollständig verschlossen wird, was zu einem anhaltenden Sauerstoffmangel und zum Absterben von Herzmuskelgewebe führt. Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohlicher Notfall.
Die Arteriosklerose als Ursache der koronaren Herzkrankheit ist ein chronischer Prozess, der nicht im eigentlichen Sinne "geheilt" werden kann, da bereits entstandene Plaques meist bestehen bleiben. Durch konsequente Behandlung der Risikofaktoren, Lebensstiländerungen und Medikamente kann das Fortschreiten der Erkrankung jedoch deutlich verlangsamt oder gestoppt, Plaques stabilisiert und das Risiko für Komplikationen wie einen Herzinfarkt stark reduziert werden. Die Lebensqualität kann dadurch oft erheblich verbessert werden.
Ja, in den meisten Fällen ist eine lebenslange medikamentöse Therapie (insbesondere mit Plättchenhemmern wie Acetylsalicylsäure und Statinen zur Cholesterinsenkung) erforderlich, um das Risiko für Herzinfarkt und andere Komplikationen zu senken und die Prognose zu verbessern. Die genaue Medikation und Dosierung wird Ihr Arzt individuell festlegen und regelmäßig überprüfen.
Chronischer Stress kann sowohl direkt als auch indirekt zur Entstehung und Verschlechterung einer koronaren Herzkrankheit beitragen. Direkt kann Stress zu Blutdruckanstieg, erhöhter Herzfrequenz und möglicherweise zu Entzündungsreaktionen in den Gefäßen führen. Indirekt kann Stress ungesunde Verhaltensweisen wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel fördern. Stressbewältigungsstrategien sind daher ein wichtiger Bestandteil der Prävention und Behandlung.
Sie können sehr viel tun! Die wichtigsten Maßnahmen sind: konsequenter Rauchstopp, eine herzgesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung (nach ärztlicher Absprache), Erreichen und Halten eines gesunden Körpergewichts, gute Einstellung von Blutdruck und Blutzucker, effektives Stressmanagement und die zuverlässige Einnahme Ihrer verordneten Medikamente.
- Deutsche Herzstiftung e.V.: Bietet umfassende, laienverständliche Informationen zur koronaren Herzkrankheit, Risikofaktoren, Diagnose, Therapie und Prävention sowie Broschüren und Expertenrat. https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/koronare-herzkrankheit
- Gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen): Liefert evidenzbasierte und unabhängige Informationen für Patienten zur koronaren Herzkrankheit. https://www.gesundheitsinformation.de/koronare-herzkrankheit-khk.html
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Bietet Informationen und Unterstützung zu verschiedenen Aspekten eines gesunden Lebensstils, z.B. Raucherentwöhnung, Ernährung, Bewegung. https://www.bzga.de/ (Suche nach spezifischen Themen wie "Rauchfrei" oder " Ernährung")