Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Ein umfassender Leitfaden für Patienten

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Bluthochdruck, medizinisch als arterielle Hypertonie bezeichnet, ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland – eine echte Volkskrankheit. Dabei ist der Druck in den Arterien, also den Blutgefäßen, die das Blut vom Herzen wegtransportieren, dauerhaft erhöht. Schätzungen zufolge sind viele Millionen Erwachsene betroffen, wobei ein signifikanter Anteil nichts von seiner Erkrankung weiß, da Bluthochdruck oft über lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Unbehandelt stellt er jedoch einen der wichtigsten Risikofaktoren für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche und Nierenschäden dar. Die gute Nachricht ist: Bluthochdruck kann heute effektiv behandelt werden. Ein gutes Verständnis der Erkrankung, der Risiken und der Behandlungsmöglichkeiten ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie und den Schutz der eigenen Gesundheit.
Die Erkrankung verstehen
Arterielle Hypertonie liegt vor, wenn der Blutdruck in den Arterien dauerhaft bestimmte Grenzwerte überschreitet. Der Blutdruck wird mit zwei Werten angegeben:
- Der systolische Wert (oberer Wert) misst den Druck in den Arterien, wenn sich das Herz zusammenzieht und dabei das Blut in die Arterien pumpt.
- Der diastolische Wert (unterer Wert) misst den Druck in den Arterien, wenn das Herz erschlafft und sich wieder mit Blut füllt.
Die Werte werden in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen. Nach aktuellen europäischen und deutschen Leitlinien wird Bluthochdruck bei Erwachsenen in der Regel ab Werten von 140/90 mmHg oder höher diagnostiziert, die bei wiederholten Messungen festgestellt werden.
Klassifikation des Blutdrucks (für Erwachsene, Praxis-Blutdruckmessung):
Formen der Hypertonie
- Primäre (essenzielle) Hypertonie: Dies ist die mit Abstand häufigste Form (über 90% der Fälle). Die genaue Ursache ist nicht vollständig geklärt, es handelt sich um ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und verschiedenen Lebensstilfaktoren.
- Sekundäre Hypertonie: Bei etwa 5-10% der Betroffenen liegt eine andere Grunderkrankung oder ein spezifischer Auslöser für den Bluthochdruck vor. Dazu gehören Nierenerkrankungen (häufigste sekundäre Ursache), hormonelle Störungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Conn-Syndrom, Phäochromozytom), Gefäßverengungen (Nierenarterienstenose, Aortenisthmusstenose), Schlafapnoe-Syndrom oder die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Kortison, bestimmte Schmerzmittel, "Pille"). Die Behandlung der Grunderkrankung kann hier den Blutdruck oft normalisieren.
Risikofaktoren für die primäre Hypertonie
Obwohl die genaue Ursache multifaktoriell ist, sind folgende Faktoren bekannt, die das Risiko für die Entwicklung einer primären Hypertonie erhöhen:
- Höheres Lebensalter: Das Risiko steigt mit dem Alter.
- Genetische Veranlagung: Bluthochdruck tritt familiär gehäuft auf.
- Übergewicht und Adipositas: Insbesondere Bauchfett spielt eine Rolle.
- Hoher Salzkonsum: Eine salzreiche Ernährung kann den Blutdruck steigern.
- Hoher Alkoholkonsum: Regelmäßiger Konsum erhöht das Risiko.
- Bewegungsmangel: Zu wenig körperliche Aktivität wirkt sich negativ aus.
- Ungesunde Ernährung: Wenig Obst, Gemüse, Ballaststoffe; viel gesättigte Fette.
- Stress: Chronischer Stress kann zur Blutdruckerhöhung beitragen.
- Rauchen: Schädigt die Gefäße und erhöht das kardiovaskuläre Gesamtrisiko, auch wenn es den Blutdruck nicht direkt dauerhaft erhöht.
Auswirkungen auf den Körper
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck schädigt schleichend die Blutgefäße im ganzen Körper. Die Gefäßwände werden dicker und steifer (Arteriosklerose). Dies belastet Organe wie Herz, Gehirn, Nieren und Augen und erhöht das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen erheblich. Der Bluthochdruck selbst verursacht lange Zeit keine direkten Beschwerden, weshalb seine schädliche Wirkung oft unterschätzt wird.
Symptome und Diagnose
Das Tückische am Bluthochdruck ist, dass er meist über Jahre hinweg keine spürbaren Symptome verursacht. Viele Betroffene fühlen sich vollkommen gesund und wissen nichts von ihrer Erkrankung. Aus diesem Grund wird Bluthochdruck oft als "stiller Killer" bezeichnet. Die Diagnose erfolgt häufig zufällig bei einer Routineuntersuchung oder erst dann, wenn bereits Folgeerkrankungen auftreten.
Mögliche, aber unspezifische Symptome
Wenn Symptome auftreten, sind sie oft unspezifisch und können auch viele andere Ursachen haben. Dazu können gehören:
- Kopfschmerzen (besonders morgens, oft im Hinterkopf)
- Schwindelgefühle
- Ohrensausen (Tinnitus)
- Nasenbluten
- Kurzatmigkeit bei Belastung
- Herzklopfen oder Herzstolpern
- Schlafstörungen
- Nervosität, innere Unruhe
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Sehstörungen (z.B. Flimmern vor den Augen)
Es ist wichtig zu verstehen, dass das Fehlen dieser Symptome einen Bluthochdruck nicht ausschließt. Die einzige verlässliche Methode zur Feststellung von Bluthochdruck ist die Blutdruckmessung.
Diagnostischer Weg
Die Diagnose basiert auf wiederholten Blutdruckmessungen, die erhöhte Werte zeigen. Eine einzelne Messung reicht nicht aus, da der Blutdruck natürlicherweise schwankt und durch Aufregung (sog. "Weißkittelhypertonie" in der Arztpraxis) beeinflusst werden kann.
- Blutdruckmessung in der Arztpraxis: Die erste Messung erfolgt oft hier. Bei erhöhten Werten sind weitere Messungen an verschiedenen Tagen notwendig. Es sollte an beiden Armen gemessen werden, der höhere Wert zählt. Wichtig ist eine korrekte Durchführung: in Ruhe, im Sitzen, Manschette auf Herzhöhe, passende Manschettengröße.
- Blutdruckselbstmessung (HBPM - Home Blood Pressure Monitoring): Die Messung durch die Patienten selbst zu Hause über mehrere Tage (meist 7 Tage, morgens und abends je 2 Messungen) liefert oft zuverlässigere Durchschnittswerte als Praxismessungen. Voraussetzung ist ein validiertes Messgerät und eine korrekte Messtechnik, die von den Patienten erlernt werden müssen.
- Ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABPM): Gilt als Goldstandard. Ein kleines Gerät misst den Blutdruck automatisch über 24 Stunden in regelmäßigen Abständen (tagsüber alle 15-30 Min., nachts alle 30-60 Min.). Dies erfasst das Blutdruckprofil im Alltag und während des Schlafs. Sie liefert auch Informationen über den wichtigen nächtlichen Blutdruckabfall (ein fehlender Abfall ist prognostisch ungünstig).
Basisuntersuchungen zur Abklärung
Nach der Diagnose Bluthochdruck werden in der Regel weitere Untersuchungen durchgeführt, um:
- Mögliche Folgeschäden an Organen (Herz, Nieren, Augen, Gefäße) zu erkennen.
- Das kardiovaskuläre Gesamtrisiko abzuschätzen (unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Diabetes, Cholesterinwerte, Rauchen).
- Hinweise auf eine sekundäre Hypertonie zu finden.
Dazu gehören üblicherweise:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Erfassung von Lebensstil, Familiengeschichte, Medikamenten, Symptomen; Untersuchung auf Organschäden.
- Blutuntersuchungen: Nierenwerte (Kreatinin, eGFR), Blutsalze (Kalium, Natrium), Blutzucker (Nüchtern-Glukose, HbA1c), Blutfette (Cholesterin, Triglyceride). Bei Verdacht auf sekundäre Ursachen auch spezielle Hormonuntersuchungen.
- Urinuntersuchung: Prüfung auf Eiweiß (Mikroalbuminurie) oder Blut als Zeichen eines Nierenschadens.
- Elektrokardiogramm (EKG): Suche nach Zeichen einer Herzverdickung (Linksherzhypertrophie), Herzrhythmusstörungen oder Hinweisen auf eine koronare Herzkrankheit.
- Ggf. weitere Untersuchungen: Echokardiographie (Herzultraschall), Ultraschall der Nieren und Nebennieren, Untersuchung des Augenhintergrunds (Funduskopie), Ultraschall der Halsschlagadern.
Diese umfassende Diagnostik ist wichtig, um den Schweregrad der Hypertonie und das individuelle Risiko richtig einzuschätzen und eine maßgeschneiderte Therapie einzuleiten.
Behandlungswege
Das Hauptziel der Bluthochdruckbehandlung ist es, den Blutdruck dauerhaft in einen normalen oder individuell festgelegten Zielbereich zu senken. Dadurch sollen Organschäden verhindert oder deren Fortschreiten verlangsamt und das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Folgeerkrankungen reduziert werden. Die Therapie stützt sich auf zwei Säulen: nicht-medikamentöse Maßnahmen (Lebensstiländerungen) und medikamentöse Behandlung.
1. Nicht-medikamentöse Therapie (Lebensstiländerungen)
Diese Maßnahmen sind die Grundlage jeder Bluthochdruckbehandlung. Bei leicht erhöhtem Blutdruck (hochnormal, Hypertonie Grad 1 ohne hohes Risiko) können sie allein schon ausreichen, um den Blutdruck zu normalisieren. Bei höherem Blutdruck oder wenn Medikamente notwendig sind, begleiten und unterstützen sie die medikamentöse Therapie und können helfen, die benötigte Medikamentendosis zu reduzieren. Zu den wichtigsten Lebensstiländerungen gehören:
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht/Adipositas: Jedes Kilogramm weniger kann den Blutdruck senken. Anstreben eines Body-Mass-Index (BMI) unter 25 kg/m² und Reduzierung des Bauchumfangs.
- Gesunde Ernährung (DASH-Diät / Mediterrane Kost):
- Salzrestriktion: Kochsalzzufuhr auf unter 5-6 Gramm pro Tag begrenzen. Wenig verarbeitete Lebensmittel, sparsam salzen, Kräuter/Gewürze nutzen.
- Viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte.
- Fettarme Milchprodukte.
- Fisch (besonders fettreicher Seefisch).
- Pflanzliche Öle (Oliven-, Rapsöl).
- Wenig rotes Fleisch, gesättigte Fette und Zucker.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Mindestens 5-mal pro Woche je 30 Minuten moderate Ausdauerbelastung (z.B. zügiges Gehen, Joggen, Radfahren, Schwimmen). Auch moderates Krafttraining (2-3x/Woche) ist günstig.
- Moderater Alkoholkonsum: Männer sollten nicht mehr als 20g Alkohol (ca. 0,5l Bier oder 0,25l Wein) pro Tag, Frauen nicht mehr als 10g Alkohol pro Tag trinken. An mindestens 2 Tagen pro Woche ganz auf Alkohol verzichten.
- Rauchstopp: Aufhören zu rauchen ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduzierung des gesamten Herz-Kreislauf-Risikos.
- Stressbewältigung: Techniken wie Entspannungsübungen (Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training), Yoga, Tai Chi oder Achtsamkeitstraining können helfen, Stress abzubauen.
2. Medikamentöse Therapie
Wenn Lebensstiländerungen allein nicht ausreichen oder der Blutdruck stark erhöht ist (Grad 2 oder 3) bzw. bereits Organschäden oder ein hohes Gesamtrisiko vorliegen, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Es gibt mehrere Klassen von Blutdrucksenkern (Antihypertensiva), die oft auch kombiniert werden:
- Hauptgruppen (Basistherapie, oft als Erstwahl):
- ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Lisinopril, Enalapril): Blockieren die Bildung des gefäßverengenden Hormons Angiotensin II. Gut wirksam und herz- sowie nierenschützend. Häufigste Nebenwirkung: trockener Reizhusten.
- Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARBs / Sartane, z.B. Candesartan, Valsartan, Olmesartan): Blockieren die Wirkung von Angiotensin II an seinen Rezeptoren. Ähnlich wirksam wie ACE-Hemmer, aber verursachen deutlich seltener Reizhusten und können daher eine Alternative bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit sein.
- Calciumkanalblocker (CCBs / Kalziumantagonisten, z.B. Amlodipin, Lercanidipin, Verapamil, Diltiazem): Erweitern die Blutgefäße durch Hemmung des Kalziumeinstroms in die Muskelzellen der Gefäßwände. Unterschiedliche Typen mit teils unterschiedlichen Wirkprofilen. Mögliche Nebenwirkung z.B. Knöchelödeme (bei Amlodipin-Typ).
- Thiazid- und Thiazid-ähnliche Diuretika (z.B. Hydrochlorothiazid (HCT), Chlortalidon, Indapamid): Fördern die Ausscheidung von Salz und Wasser über die Nieren und senken so das Blutvolumen und den Gefäßwiderstand. Oft in niedriger Dosis in Kombinationspräparaten enthalten. Regelmäßige Kontrolle der Blutsalze (Kalium) und Nierenwerte nötig.
- Weitere Substanzklassen (oft als Zweit- oder Drittwahl, oder bei spezifischen Begleiterkrankungen):
- Betablocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol, Nebivolol): Verlangsamen den Herzschlag und reduzieren die Wirkung von Stresshormonen am Herzen. Heute nicht mehr generell als Erstwahl empfohlen, aber wichtig bei Begleiterkrankungen wie KHK, nach Herzinfarkt oder bei Herzinsuffizienz.
- Aldosteronantagonisten (z.B. Spironolacton, Eplerenon): Bei therapieresistenter Hypertonie oder bei Herzinsuffizienz.
- Andere: Alpha-Blocker, zentrale Antihypertensiva etc. (selten eingesetzt).
Kombinationstherapie
Oft reicht ein Medikament allein nicht aus, um den Zielblutdruck zu erreichen. Die Kombination von zwei oder drei Wirkstoffen aus unterschiedlichen Klassen ist sehr häufig und oft wirksamer und besser verträglich als die Hochdosierung eines einzelnen Medikaments. Es gibt viele fixe Kombinationspräparate (zwei oder drei Wirkstoffe in einer Tablette), die die Einnahme vereinfachen.
Therapietreue (Adhärenz)
Entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist die regelmäßige und dauerhafte Einnahme der verordneten Medikamente, auch wenn man sich gut fühlt und keine Beschwerden hat. Bluthochdruck ist eine chronische Erkrankung, die meist lebenslanger Behandlung bedarf.
Die Auswahl der Medikamente und die Festlegung des Zielblutdrucks erfolgen individuell durch den Arzt oder die Ärztin unter Berücksichtigung von Alter, Begleiterkrankungen, Risiko und Verträglichkeit.
Rehabilitation und Alltagsmanagement
Obwohl es seltener spezifische Rehabilitationskliniken ausschließlich für Bluthochdruck gibt als beispielsweise für Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz, spielen rehabilitative Ansätze und vor allem ein konsequentes Alltagsmanagement eine zentrale Rolle bei der langfristigen Kontrolle des Blutdrucks und der Vermeidung von Folgeschäden.
Rehabilitative Aspekte
Elemente, die auch in der Bluthochdruck-Therapie wichtig sind und oft in Programmen der kardiologischen oder internistischen Rehabilitation (wenn Patienten z.B. wegen Begleiterkrankungen dort sind) vermittelt werden, umfassen:
- Angepasstes körperliches Training: Erlernen und Einüben von regelmäßiger, blutdruckfreundlicher Bewegung unter fachlicher Anleitung. Dies beinhaltet meist Ausdauertraining (Walking, Radfahren, Schwimmen) bei moderater Intensität und ggf. leichtes Krafttraining. Ziel ist die dauerhafte Integration von Bewegung in den Alltag.
- Ernährungsberatung: Detaillierte Schulung und praktische Tipps zur Umsetzung einer salzarmen, herzgesunden Ernährung (z.B. DASH-Diät). Beratung zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
- Stressmanagement und Entspannungstechniken: Erlernen von Methoden zum besseren Umgang mit Stress, da dieser den Blutdruck beeinflussen kann. Beispiele sind Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Yoga, Tai Chi oder Achtsamkeitsübungen.
- Rauchstopp-Programme: Professionelle Unterstützung zur Tabakentwöhnung.
- Schulung zum Selbstmanagement: Vermittlung von Wissen über die Erkrankung, die Bedeutung der Therapieziele, die korrekte Blutdruckselbstmessung und Medikamenteneinnahme sowie das Erkennen von Warnsignalen.
Alltagsmanagement – Der Schlüssel zum Erfolg
Da Bluthochdruck eine chronische Erkrankung ist, liegt der Schwerpunkt auf der dauerhaften Anpassung des Lebensstils und dem verantwortungsvollen Umgang mit der Therapie im Alltag. Dies erfordert eine hohe Eigenverantwortung und aktive Mitwirkung der Patienten:
- Regelmäßige Blutdruckselbstmessung: Nach Anleitung durch den Arzt oder geschultes Personal den Blutdruck selbst zu Hause messen (z.B. morgens und abends) und die Werte in einem Blutdruckpass dokumentieren. Dies ermöglicht eine bessere Therapiekontrolle und hilft dem Arzt bei der Anpassung der Behandlung. Wichtig: Verwendung eines validierten Geräts und korrekte Messtechnik.
- Absolute Medikamententreue: Die verordneten Blutdrucksenker täglich und wie vorgeschrieben einnehmen. Nicht eigenmächtig absetzen oder die Dosis ändern, auch wenn der Blutdruck normal ist oder man sich gut fühlt. Erinnerungshilfen (z.B. Medikamentenbox, Handy-App) nutzen.
- Konsequente Umsetzung der Lebensstiländerungen: Die unter Punkt 4 genannten Maßnahmen (Ernährung, Bewegung, Gewicht, Salz, Alkohol, Rauchstopp, Stress) müssen dauerhaft im Alltag etabliert werden. Dies ist oft die größte Herausforderung, aber entscheidend für den Langzeiterfolg.
- Aufmerksamkeit auf den Salzkonsum: Bewusst auf den Salzgehalt von Lebensmitteln achten (Etiketten lesen!), wenig Fertigprodukte verwenden, frisch kochen und sparsam salzen.
- Regelmäßige Arztkontrollen: Die vereinbarten Kontrolltermine beim Hausarzt oder Kardiologen wahrnehmen. Hier werden der Blutdruck überprüft, die Medikamentendosis ggf. angepasst und mögliche Organschäden frühzeitig erkannt oder ausgeschlossen.
- Informierter Umgang mit anderen Medikamenten: Bestimmte Medikamente (z.B. einige Schmerzmittel wie NSAR, Kortison, abschwellende Nasensprays) können den Blutdruck erhöhen. Immer den Arzt oder Apotheker informieren, dass man Bluthochdruck hat, bevor neue Medikamente (auch rezeptfreie) eingenommen werden.
Ein gutes Management des Bluthochdrucks ist eine Daueraufgabe, die aber wesentlich dazu beiträgt, gesund und leistungsfähig zu bleiben und schwerwiegende Folgeerkrankungen zu verhindern. Die Unterstützung durch Familie, Freunde oder Selbsthilfegruppen kann dabei hilfreich sein.
Caspar Health und Rehabilitation bei Bluthochdruck
Im Rahmen der kardiologischen Nachsorge bietet Caspar Health mit ihrer digitalen Therapieplattform Caspar in Verbindung mit der Caspar Clinic eine besondere Form der Betreuung an: die kombinierte Versorgung. Dieses Modell verbindet die Flexibilität einer digitalen Anwendung mit der persönlichen und kontinuierlichen Betreuung durch ein multiprofessionelles Behandlerteam. Jeder Patient erhält einen festen Therapeuten, seinen Bezugstherapeuten, der ihn über den gesamten Nachsorgezeitraum persönlich begleitet.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Gesundheits- oder Trainings-Apps ist, dass nicht der Patient oder eine KI die Übungen auswählt. Stattdessen erstellt der persönliche Therapeut in Abstimmung mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse des Patienten mit Bluthochdruck und seine individuellen Risikofaktoren und Therapieziele zugeschnitten ist. Die Übungen werden vom Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt. Treten Schwindel, übermäßige Erschöpfung oder andere Beschwerden im Zusammenhang mit den Übungen auf oder fühlt sich der Patient durch die Übungsauswahl überfordert, ermöglicht die Feedback- und Chatfunktion der Plattform den Patienten, Rückmeldung zu ihrem Befinden und ihren Fortschritten zu machen. Auf Basis dieses Feedbacks passt der Therapeut den Therapieplan kontinuierlich an und stellt so eine stetige Weiterentwicklung und eine hohe Therapiequalität sicher. Zudem besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme via (Video-)Telefonie oder E-Mail, um persönliche Anliegen oder Therapieinhalte zu besprechen.
Der Therapieplan kann beispielsweise folgende Inhalte umfassen:
- Angeleitete bewegungstherapeutische Übungen zur Verbesserung der Ausdauer und zur allgemeinen Kräftigung, was sich nachweislich positiv auf den Blutdruck auswirkt.
- Module zur Wissensvermittlung, zur Förderung des Krankheitsverständnisses, zur Vermittlung von Fähigkeiten zum Selbstmanagement (z.B. korrekte Blutdruck-Selbstmessung, Erkennen von Risikosituationen), zu Ernährungsrichtlinien (z.B. salzarme Kost) oder zu den Gründen der regelmäßigen Medikamenteneinnahme.
- Anleitungen zu Entspannungstechniken und zur Stressbewältigung, da Stress ein wichtiger Faktor bei Bluthochdruck sein kann.
Dieses Modell der kombinierten Versorgung sichert eine hohe Motivation für das Heimtraining und der Umsetzung der in der Reha angestoßenen Lebensstiländerungen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität erleichtert die Integration der Therapie in den lebensechten Alltag der Menschen. Ob eine solche digitale Nachsorge geeignet ist, wird in der Regel durch das Behandlerteam in Abstimmung mit den Patienten während eines Reha-Aufenthalts entschieden und von den behandelnden Ärzten der Rehaklinik eingeleitet.
Häufig Gestellte Fragen (FAQs) und Zusätzliche Ressourcen
Häufig Gestellte Fragen (FAQs):
Als optimal gelten Werte unter 120/80 mmHg. Normal sind Werte bis 129/84 mmHg. Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man in der Regel ab wiederholt gemessenen Werten von 140/90 mmHg oder höher. Der Bereich dazwischen (130-139 / 85-89 mmHg) wird als hochnormal bezeichnet und erfordert bereits erhöhte Aufmerksamkeit und meist Lebensstiländerungen. Die Zielwerte unter Therapie sind individuell und werden vom Arzt festgelegt, liegen aber oft unter 140/90 mmHg.
Dieser Artikel wurde zur Sicherstellung der medizinischen Richtigkeit von einem unserer Ärzte geprüft. Bitte lassen Sie diese Informationen dennoch von Ihrem behandelnden Arzt oder Therapeuten überprüfen.
Das ist die große Gefahr beim Bluthochdruck: Er verursacht lange Zeit keine Beschwerden, schädigt aber schleichend die Blutgefäße und Organe (Herz, Gehirn, Nieren, Augen). Unbehandelt steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere schwere Erkrankungen erheblich. Die Behandlung senkt dieses Risiko deutlich, auch wenn man sich vorher nicht krank gefühlt hat.
Dieser Artikel wurde zur Sicherstellung der medizinischen Richtigkeit von einem unserer Ärzte geprüft. Bitte lassen Sie diese Informationen dennoch von Ihrem behandelnden Arzt oder Therapeuten überprüfen.
Nein, in den allermeisten Fällen nicht. Die Medikamente wirken nur, solange sie eingenommen werden. Wenn Sie sie absetzen, wird der Blutdruck wieder ansteigen. Bluthochdruck ist meist eine chronische Erkrankung, die eine lebenslange Behandlung erfordert. Änderungen an der Medikation dürfen nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Manchmal kann die Dosis bei sehr guter Blutdruckeinstellung und konsequenten Lebensstiländerungen reduziert werden.
Dieser Artikel wurde zur Sicherstellung der medizinischen Richtigkeit von einem unserer Ärzte geprüft. Bitte lassen Sie diese Informationen dennoch von Ihrem behandelnden Arzt oder Therapeuten überprüfen.
Akuter Stress kann den Blutdruck kurzfristig ansteigen lassen, das ist eine normale Reaktion des Körpers. Ob chronischer Stress allein einen dauerhaften Bluthochdruck verursachen kann, ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Chronischer Stress kann aber über ungesunde Verhaltensweisen (schlechte Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel) indirekt zur Entstehung von Bluthochdruck beitragen. Stressbewältigung ist daher ein sinnvoller Teil der Prävention und Behandlung.
Dieser Artikel wurde zur Sicherstellung der medizinischen Richtigkeit von einem unserer Ärzte geprüft. Bitte lassen Sie diese Informationen dennoch von Ihrem behandelnden Arzt oder Therapeuten überprüfen.
Sehr wichtig. Viele Menschen reagieren "salzsensitiv", das heißt, ihr Blutdruck steigt bei hohem Salzkonsum an. Eine Reduzierung der täglichen Salzzufuhr auf unter 5-6 Gramm (entspricht ca. einem Teelöffel) kann den Blutdruck spürbar senken – bei manchen Menschen ähnlich stark wie ein einzelnes Medikament. Da viel Salz in verarbeiteten Lebensmitteln versteckt ist, erfordert dies eine bewusste Ernährungsumstellung.
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- Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®: Die führende Fachgesellschaft und Patientenorganisation für Bluthochdruck in Deutschland. Bietet umfassende Informationen, Broschüren, Blutdruckpass.
- Deutsche Herzstiftung e.V.: Informationen zu Bluthochdruck als wichtiger Risikofaktor für Herzkrankheiten.