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Ein Herzinfarkt, medizinisch als Myokardinfarkt bezeichnet, ist ein lebensbedrohliches Ereignis, bei dem ein Teil des Herzmuskels aufgrund einer plötzlichen und anhaltenden Unterbrechung der Blutzufuhr minderversorgt ist und auch absterben kann. In Deutschland erleiden jährlich über 300.000 Menschen einen Herzinfarkt (Quelle: Deutsche Herzstiftung). Er zählt zu den häufigsten Todesursachen, jedoch haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität nach einem Herzinfarkt durch schnelle medizinische Hilfe und moderne Behandlungsmethoden deutlich verbessert. Ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall, bei dem jede Minute zählt ("Zeit ist Muskel"). Ein gutes Verständnis dieser Erkrankung, ihrer Risiken, Symptome und der notwendigen Schritte im Akutfall sowie der langfristigen Behandlung ist für Betroffene und ihre Angehörigen von großer Bedeutung. Präzises Wissen kann Leben retten und den Umgang mit den Folgen der Erkrankung maßgeblich verbessern.
Die Erkrankung verstehen
Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Herzkranzgefäß (Koronararterie), das den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgt, plötzlich teilweise oder vollständig verschlossen wird. Dieser Verschluss führt dazu, dass der von diesem Gefäß versorgte Teil des Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen beliefert wird. Hält dieser Zustand länger an (meist über 20-30 Minuten hinaus), beginnen die Herzmuskelzellen in diesem Bereich abzusterben (Nekrose). Das Ausmaß des Schadens hängt davon ab, welches Gefäß betroffen ist, ob es Umgehungskreisläufe gibt und wie lange der Verschluss andauert.
Die häufigste Ursache für einen solchen Gefäßverschluss ist die koronare Herzkrankheit. Dabei handelt es sich um eine fortschreitende Verengung und Verhärtung der Herzkranzgefäße durch Ablagerungen aus Fett, Kalk und Bindegewebe (sogenannte atherosklerotische Plaques). Reißt eine solche Plaque-Oberfläche ein, lagern sich an dieser Stelle Blutplättchen an und es bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus), das das Gefäß abrupt verschließen kann.
Risikofaktoren für die Entstehung der koronaren Herzkrankheit und somit für einen Herzinfarkt sind vielfältig:
- Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Rauchen: Einer der bedeutendsten Risikofaktoren.
- Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Belastet Herz und Gefäße dauerhaft.
- Erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie): Insbesondere ein hohes LDL-Cholesterin ("schlechtes Cholesterin") und niedrige HDL-Cholesterin-Werte ("gutes Cholesterin").
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Schädigt die Gefäße und begünstigt die Atherosklerose.
- Übergewicht (Adipositas) und insbesondere bauchbetontes Fett.
- Bewegungsmangel.
- Ungesunde Ernährung: Zu viel gesättigte Fette, Transfette, Salz und Zucker; zu wenig Obst, Gemüse und Ballaststoffe.
- Chronischer Stress und psychosoziale Belastungen.
- Übermäßiger Alkoholkonsum.
- Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Höheres Lebensalter.
- Männliches Geschlecht (Männer erkranken im Durchschnitt früher als Frauen, nach der Menopause gleicht sich das Risiko jedoch an).
- Familiäre Vorbelastung (Herzinfarkt bei Verwandten ersten Grades vor dem 55. Lebensjahr bei Männern bzw. vor dem 65. Lebensjahr bei Frauen).
Ein Herzinfarkt kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie Herzrhythmusstörungen (bis hin zum Kammerflimmern und plötzlichem Herztod), Herzschwäche (Herzinsuffizienz) durch den Verlust von funktionsfähigem Herzmuskelgewebe, oder Bildung von Blutgerinnseln im Herzen, die zu einem Schlaganfall führen können.
Symptome und Diagnose
Die Anzeichen eines Herzinfarkts können vielfältig sein und sich bei Männern und Frauen unterscheiden. Nicht jeder Herzinfarkt äußert sich mit den "klassischen" Symptomen. Es ist entscheidend, auch auf unspezifische Anzeichen zu achten und im Zweifel sofort den Notruf 112 zu wählen.
Typische Symptome eines Herzinfarkts:
- Starke, anhaltende Schmerzen im Brustkorb: Oft hinter dem Brustbein, länger als 5 Minuten anhaltend. Der Schmerz wird häufig als drückend, brennend oder einschnürend beschrieben ("als ob ein Elefant auf der Brust steht").
- Ausstrahlung der Schmerzen: Die Schmerzen können in andere Körperregionen ausstrahlen, z.B. in den linken Arm (seltener auch in den rechten Arm), in den Rücken (zwischen die Schulterblätter), in den Hals, den Kiefer oder den Oberbauch.
- Massives Engegefühl in der Brust.
- Heftiges Brennen im Brustkorb.
- Atemnot: Plötzlich auftretend, oft schon in Ruhe.
- Todesangst und starke Unruhe.
- Kalter Schweiß, Blässe im Gesicht.
- Übelkeit, Erbrechen, unerklärliche Bauchschmerzen: Diese Symptome treten häufiger bei Frauen und älteren Menschen auf und können fälschlicherweise als Magen-Darm-Beschwerden interpretiert werden (sogenannter Hinterwandinfarkt).
- Schwächegefühl, Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Symptome, die besonders bei Frauen auftreten können (oft unspezifischer):
- Starkes Druck- oder Engegefühl in der Brust (eher als Schmerz).
- Kurzatmigkeit, Atemnot.
- Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch.
- Schmerzen im Rücken, Nacken oder Kiefer.
- Ungewöhnliche Müdigkeit, Schwäche.
- Schlafstörungen.
Ein sogenannter "stummer Infarkt" ohne die typischen Schmerzsymptome kann insbesondere bei Diabetikern oder älteren Menschen auftreten.
ACHTUNG: Bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Notruf 112 wählen! Zögern Sie nicht, auch wenn die Symptome nicht eindeutig erscheinen. Schnelles Handeln ist lebensrettend.
Diagnostischer Weg: Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt ist eine rasche Diagnosestellung im Krankenhaus (idealerweise in einer Klinik mit Herzkatheterlabor und "Chest Pain Unit" – Brustschmerzeinheit) entscheidend.
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die genauen Beschwerden, deren Beginn und Verlauf, bekannte Risikofaktoren und Vorerkrankungen. Puls und Blutdruck werden gemessen, Herz und Lunge abgehört.
- Elektrokardiogramm (EKG): Dies ist eine der wichtigsten Erstuntersuchungen. Es zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und kann typische Veränderungen zeigen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten (z.B. Hebungen der ST-Strecke bei einem ST-Hebungsinfarkt - STEMI, oder andere Veränderungen bei einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt - NSTEMI). Ein unauffälliges Elektrokardiogramm schließt einen Herzinfarkt aber nicht sicher aus.
- Blutuntersuchungen (Herzenzyme/Kardiale Marker): Wenn Herzmuskelzellen absterben, setzen sie bestimmte Eiweiße (Enzyme) ins Blut frei. Wichtige Marker sind Troponin T oder Troponin I, die sehr spezifisch für eine Herzmuskelschädigung sind und auch kleine Infarkte nachweisen können. Kreatinkinase (CK) und deren herzspezifische Form CK-MB können ebenfalls bestimmt werden. Die Werte steigen erst einige Stunden nach Infarktbeginn an.
- Echokardiographie (Herzultraschall): Mit dieser Untersuchung können die Pumpfunktion des Herzens, die Beweglichkeit der Herzwände (neu aufgetretene Wandbewegungsstörungen sind ein Infarktzeichen) und die Funktion der Herzklappen beurteilt werden.
- Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung): Dies ist die Goldstandard-Untersuchung zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Ein dünner Katheter wird über eine Arterie (meist in der Leiste oder am Handgelenk) bis zum Herzen vorgeschoben. Durch Gabe von Kontrastmittel können Engstellen oder Verschlüsse der Koronararterien sichtbar gemacht werden. Oft kann im Rahmen dieser Untersuchung das verschlossene Gefäß direkt wiedereröffnet werden (siehe Behandlungswege).
Die Auswahl und Reihenfolge der Untersuchungen richten sich nach dem klinischen Zustand des Patienten und der Dringlichkeit.
Behandlungswege
Behandlungswege
Die Behandlung der Herzinsuffizienz ist komplex und verfolgt mehrere Ziele: Linderung der Symptome, Verbesserung der Lebensqualität, Steigerung der körperlichen Belastbarkeit, Verlangsamung des Krankheitsfortschreitens und Reduzierung von Krankenhausaufenthalten sowie Verbesserung der Lebenserwartung. Die Therapie besteht aus einer Kombination von nichtmedikamentösen Maßnahmen (Lebensstiländerung) und medikamentöser Behandlung, ergänzt durch spezielle Geräte oder operative Verfahren bei Bedarf.
Nichtmedikamentöse Maßnahmen (Basistherapie): Diese sind für alle Patienten wichtig:
- Körperliche Aktivität: Regelmäßiges, angepasstes Ausdauertraining (z.B. Walking, Radfahren, Schwimmen) unter ärztlicher Aufsicht verbessert die Belastbarkeit und Lebensqualität. Trainingsintensität und -dauer müssen individuell festgelegt werden.
- Ernährung: Kochsalzarme Ernährung (unter 5-6 g pro Tag) zur Vermeidung von Flüssigkeitseinlagerungen. Gesunde, ausgewogene Ernährung (z.B. mediterrane Kost). Bei Übergewicht Gewichtsreduktion anstreben.
- Flüssigkeitsmanagement: Trinkmengenbegrenzung (oft auf 1,5 - 2 Liter pro Tag) kann bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz notwendig sein, um eine Überwässerung zu vermeiden. Dies muss individuell mit dem Arzt besprochen werden.
- Gewichtskontrolle: Tägliches Wiegen zur gleichen Zeit ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Wassereinlagerungen (plötzliche Gewichtszunahme > 1-2 kg).
- Rauchstopp: Absoluter Verzicht auf Nikotin.
- Alkoholkonsum: Stark einschränken oder ganz darauf verzichten.
- Impfungen: Jährliche Grippeimpfung und Impfung gegen Pneumokokken werden empfohlen.
- Patientenschulung: Verständnis der Erkrankung, Erkennen von Warnsymptomen, korrekte Medikamenteneinnahme.
Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Behandlung, insbesondere der systolischen Herzinsuffizienz (HFrEF), hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Moderne Leitlinien empfehlen oft eine Kombination aus vier Medikamentengruppen (die "Säulen" oder "fantastic four"):
- ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNIs):
- ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril): Entlasten das Herz, senken den Blutdruck und verbessern die Prognose. Sie blockieren die Bildung von Angiotensin II, einem Hormon, das Gefäße verengt.
- ARNIs (Sacubitril/Valsartan): Eine Weiterentwicklung, die zusätzlich den Abbau körpereigener schützender Hormone (natriuretische Peptide) hemmt. Oft wirksamer als ACE-Hemmer. Alternativ können Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARBs, Sartane, z.B. Candesartan, Valsartan) eingesetzt werden, wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden.
- Betablocker (z.B. Bisoprolol, Metoprolol succinat, Carvedilol, Nebivolol): Schützen das Herz vor Stresshormonen, senken die Herzfrequenz und den Blutdruck, verbessern die Pumpfunktion langfristig und die Prognose. Sie müssen langsam "eingeschlichen" (dosiert) werden.
- Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRAs, Aldosteronantagonisten, z.B. Spironolacton, Eplerenon): Blockieren das Hormon Aldosteron, reduzieren die Salz- und Wasseransammlung, wirken günstig auf den Herzmuskelumbau und verbessern die Prognose. Regelmäßige Kontrollen der Kalium- und Nierenwerte sind wichtig.
- SGLT2-Inhibitoren (Gliflozine, z.B. Dapagliflozin, Empagliflozin): Ursprünglich Diabetes-Medikamente, verbessern sie nachweislich auch bei Herzinsuffizienz (sowohl HFrEF als auch teils HFpEF) die Prognose und reduzieren Krankenhausaufenthalte, unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes. Sie fördern u.a. die Ausscheidung von Zucker und Salz über die Nieren.
Zusätzlich können weitere Medikamente eingesetzt werden:
- Diuretika ("Wassertabletten", z.B. Furosemid, Torasemid): Lindern Symptome wie Atemnot und Ödeme, indem sie die Flüssigkeitsausscheidung fördern. Sie verbessern aber nicht die Prognose und werden nach Bedarf dosiert.
- Ivabradin: Senkt die Herzfrequenz bei Patienten mit Sinusrhythmus, wenn Betablocker nicht ausreichen oder nicht vertragen werden.
- Digoxin: Kann bei HFrEF und Vorhofflimmern zur Frequenzkontrolle oder bei weiterhin symptomatischen Patienten erwogen werden.
- Vericiguat: Ein neuerer Wirkstoff für bestimmte Patienten mit HFrEF nach einer kürzlichen Verschlechterung.
Bei diastolischer Herzinsuffizienz (HFpEF) konzentriert sich die Therapie primär auf die Behandlung der Grunderkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, KHK), die Kontrolle der Symptome mit Diuretika und den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren, die auch hier positive Effekte gezeigt haben.
Gerätebasierte Therapien: Bei bestimmten Patienten können spezielle Geräte implantiert werden:
- Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD): Schützt vor lebensbedrohlichen schnellen Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) durch Abgabe eines elektrischen Schocks. Indiziert bei stark eingeschränkter Pumpfunktion oder nach überlebten Rhythmusereignissen.
- Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT): Ein spezieller Herzschrittmacher mit drei Sonden (rechter Vorhof, rechte Kammer, linke Kammer), der die Pumpfunktion bei Patienten mit HFrEF und einer spezifischen Störung der Erregungsleitung im EKG (Linksschenkelblock) verbessern kann. Oft als CRT-D (Kombination mit ICD) implantiert.
Fortgeschrittene Therapien: Bei sehr schwerer, medikamentös nicht mehr beherrschbarer Herzinsuffizienz:
- Linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD - "Kunstherz"): Eine mechanische Pumpe, die die Funktion der linken Herzkammer unterstützt. Als Überbrückung zur Transplantation oder als Dauertherapie.
- Herztransplantation: Der Austausch des kranken Herzens gegen ein Spenderherz. Nur für eine begrenzte Zahl geeigneter Patienten verfügbar.
Die Auswahl der Therapien erfolgt individuell durch das Behandlungsteam, basierend auf Form, Ursache und Schweregrad der Herzinsuffizienz sowie Begleiterkrankungen und Patientenwunsch. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Patienten ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Rehabilitation und Alltagsmanagement
Nach der Akutbehandlung eines Herzinfarkts im Krankenhaus beginnt eine wichtige Phase der Genesung und Anpassung, um die körperliche und seelische Gesundheit wiederherzustellen, die Leistungsfähigkeit zu steigern und das Risiko für weitere kardiovaskuläre Ereignisse zu minimieren. Die Rehabilitation und das langfristige Alltagsmanagement sind entscheidend für eine gute Prognose und Lebensqualität.
Die Rehabilitationsphase (Kardiologische Rehabilitation / Anschlussheilbehandlung)
Direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt oder kurze Zeit später wird den meisten Patienten eine kardiologische Rehabilitation (oft als Anschlussheilbehandlung bezeichnet) empfohlen. Diese kann stationär in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik oder ambulant durchgeführt werden. Die Dauer beträgt in der Regel drei Wochen. Ziele der kardiologischen Rehabilitation sind:
- Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit: Unter ärztlicher und therapeutischer Aufsicht wird ein individuell angepasstes Bewegungstraining durchgeführt (z.B. Ergometertraining, Gymnastik, Gehtraining, Schwimmen). Ziel ist es, die Herz-Kreislauf-Funktion zu optimieren und die Ausdauer zu steigern, ohne das Herz zu überlasten.
- Optimierung der medikamentösen Therapie: Einstellung und Überprüfung der notwendigen Medikamente zur Sekundärprävention.
- Risikofaktorenmanagement: Aufklärung und Schulung zum Umgang mit beeinflussbaren Risikofaktoren (Raucherentwöhnung, Ernährungsberatung, Gewichtsreduktion, Management von Bluthochdruck und Diabetes mellitus).
- Psychologische Unterstützung und Stressbewältigung: Ein Herzinfarkt ist oft ein traumatisches Erlebnis. Psychologische Betreuung hilft bei der Verarbeitung von Ängsten, depressiven Verstimmungen und Stress. Entspannungstechniken (z.B. Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training) werden erlernt.
- Patientenschulung: Vermittlung von Wissen über die koronare Herzkrankheit, den Herzinfarkt, die Bedeutung der Medikamenteneinnahme, das Erkennen von Warnsymptomen und das richtige Verhalten im Notfall.
- Sozialberatung: Unterstützung bei Fragen zur beruflichen Wiedereingliederung (z.B. stufenweise Wiedereingliederung nach dem "Hamburger Modell"), zu Schwerbehinderung oder anderen sozialen Aspekten.
- Vorbereitung auf den Alltag: Erarbeitung von Strategien für einen herzgesunden Lebensstil im Alltag zu Hause.
Langfristige Genesung und Alltagsmanagement
Die Zeit nach der Rehabilitation erfordert eine konsequente Fortführung der erlernten Verhaltensweisen und eine dauerhafte Anpassung des Lebensstils.
- Medikamententreue (Adhärenz): Die verordneten Medikamente müssen absolut regelmäßig und wie vom Arzt vorgeschrieben eingenommen werden. Sie sind entscheidend für die Vorbeugung eines erneuten Infarkts.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Das in der Rehabilitation begonnene Training sollte im Alltag fortgesetzt werden. Empfohlen werden mindestens 150 Minuten moderate Ausdauerbelastung pro Woche (z.B. zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen), verteilt auf mehrere Tage. Herzsportgruppen bieten eine gute Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung und mit Gleichgesinnten aktiv zu bleiben.
- Herzgesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und hochwertigen pflanzlichen Ölen (mediterrane Kost) wird empfohlen. Reduzieren Sie den Konsum von gesättigten Fetten, Transfetten, Salz und Zucker.
- Rauchstopp: Der konsequente Verzicht auf das Rauchen ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Es gibt vielfältige Unterstützungsangebote.
- Gewichtskontrolle: Anstreben bzw. Halten eines normalen Körpergewichts.
- Blutdruck- und Blutzuckermanagement: Regelmäßige Kontrolle und konsequente Behandlung von Bluthochdruck und Diabetes mellitus.
- Stressbewältigung: Erlernen und Anwenden von Stressreduktionstechniken im Alltag. Achten Sie auf ausreichend Schlaf und Erholungsphasen.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Wahrnehmung der Nachsorgetermine beim Hausarzt und Kardiologen zur Überwachung des Gesundheitszustands, der Risikofaktoren und zur Anpassung der Therapie.
- Warnsignale erkennen: Erneutes Auftreten von Brustschmerzen, Atemnot oder anderen verdächtigen Symptomen muss ernst genommen und ggf. sofort ärztlich abgeklärt werden.
Die Genesung nach einem Herzinfarkt ist ein fortlaufender Prozess. Ein aktives Management der eigenen Gesundheit, unterstützt durch medizinische Betreuung und einen gesunden Lebensstil, ist der Schlüssel zu einem langen und erfüllten Leben nach dem Ereignis.
Caspar Health und Rehabilitation bei Herzinfarkt
Im Rahmen der kardiologischen Nachsorge bietet Caspar Health mit ihrer digitalen Therapieplattform Caspar in Verbindung mit dem multiprofessionellen Behandlerteam der Caspar Clinic eine besondere Form der Betreuung an: die kombinierte Versorgung. Dieses Modell verbindet die Flexibilität einer digitalen Anwendung mit der persönlichen und kontinuierlichen Betreuung durch ein multiprofessionelles Behandlerteam. Jeder Patient erhält einen festen Therapeuten, seinen Bezugstherapeuten, der ihn über den gesamten Nachsorgezeitraum persönlich begleitet. Dieser soll den Patienten dabei unterstützen, die in Reha festgelegten Ziele im Alltag umzusetzen. Zudem sind Ärzte verschiedener Fachdisziplinen in der Caspar Clinic tätig. Diese können den Bezugstherapeuten und die Patienten während der Nachsorge unterstützen, z.B. bei Fragen oder Veränderungen des Gesundheitszustandes.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Gesundheits- oder Trainings-Apps ist, dass nicht der Patient oder eine KI die Übungen auswählt. Stattdessen erstellt der persönliche Therapeut in Abstimmung mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse des Patienten nach einem Herzinfarkt und seine individuellen Risikofaktoren zugeschnitten ist. Die Übungen werden vom Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt. Treten Brustschmerzen, übermäßige Atemnot oder Herzklopfen im Zusammenhang mit den Übungen auf oder fühlt sich der Patient durch die Übungsauswahl überfordert, ermöglicht die Feedback- und Chatfunktion der Plattform den Patienten, Rückmeldung zu ihrem Befinden und ihren Fortschritten zu machen. Auf Basis dieses Feedbacks passt der Therapeut den Therapieplan kontinuierlich an und stellt so eine stetige Weiterentwicklung und eine hohe Therapiequalität sicher. Zudem besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme via (Video-)Telefonie oder E-Mail, um persönliche Anliegen oder Therapieinhalte zu besprechen.
Der Therapieplan kann beispielsweise folgende Inhalte umfassen:
- Angeleitete bewegungstherapeutische Übungen zur kontrollierten Steigerung der Herz-Kreislauf-Fitness und Ausdauer, immer unter Berücksichtigung der individuellen Belastbarkeit.
- Module zur Wissensvermittlung, zur Förderung des Krankheitsverständnisses, zur Vermittlung von Fähigkeiten zum Selbstmanagement (z.B. Blutdruckkontrolle, Umgang mit Notfallmedikamenten), zu Ernährungsrichtlinien (herzgesunde Kost) oder zu den Gründen der regelmäßigen Medikamenteneinnahme (z.B. Plättchenhemmer, Statine).
- Anleitungen zu Entspannungstechniken und zur Stressbewältigung zur Entlastung des Herz-Kreislauf-Systems und zur Reduktion eines wesentlichen Risikofaktors.
Dieses Modell der kombinierten Versorgung sichert eine hohe Motivation für das Heimtraining und der Umsetzung der in der Reha angestoßenen Lebensstiländerungen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität erleichtert die Integration der Therapie in den lebensechten Alltag der Menschen. Ob eine solche digitale Nachsorge geeignet ist, wird in der Regel durch das Behandlerteam in Abstimmung mit den Patienten während eines Reha-Aufenthalts entschieden und von den behandelnden Ärzten der Rehaklinik eingeleitet.
Häufig Gestellte Fragen (FAQs) und Zusätzliche Ressourcen
Häufig Gestellte Fragen (FAQs):
Die wichtigsten Warnzeichen sind starke Schmerzen und Druckgefühl in der Brust (oft länger als 5 Minuten), die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen können. Begleitend können Atemnot, Übelkeit, Kaltschweißigkeit und Todesangst auftreten. Bei Frauen können die Symptome unspezifischer sein (z.B. nur Übelkeit, Rückenschmerzen, unerklärliche Müdigkeit). Bei jedem Verdacht: Sofort Notruf 112!
Ja, moderate und regelmäßige körperliche Aktivität ist nach einem Herzinfarkt und abgeschlossener Rehabilitation sehr wichtig und wird ausdrücklich empfohlen. Die Art und Intensität des Trainings sollten jedoch immer individuell mit dem behandelnden Arzt oder Kardiologen abgesprochen und langsam gesteigert werden. Herzsportgruppen bieten hierfür einen sicheren Rahmen.
Ja, in den allermeisten Fällen ist nach einem Herzinfarkt eine lebenslange Einnahme bestimmter Medikamente (wie Thrombozytenaggregationshemmer, Statine, Betablocker, ACE-Hemmer) notwendig. Diese Medikamente sind entscheidend, um das Risiko eines erneuten Herzinfarkts und anderer Komplikationen deutlich zu senken. Setzen Sie diese Medikamente niemals eigenmächtig ab.
Die wichtigsten Maßnahmen sind: konsequenter Rauchstopp, regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente, eine herzgesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, gute Einstellung von Blutdruck und Blutzucker sowie ein effektives Stressmanagement. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt sind ebenfalls entscheidend.
Die Entscheidung, wann Sie nach einem Herzinfarkt wieder Auto fahren dürfen, ist individuell und hängt von Ihrem Gesundheitszustand, dem Ausmaß des Herzschadens und dem Vorhandensein von Komplikationen (z.B. Herzrhythmusstörungen, stark eingeschränkte Pumpfunktion) ab. Dies muss unbedingt mit dem behandelnden Kardiologen besprochen werden, der Ihre Fahrtauglichkeit beurteilt. Oft ist nach einem unkomplizierten Infarkt und einer erfolgreichen Rehabilitation eine Rückkehr ans Steuer nach einigen Wochen wieder möglich.