Zurück

Herzinsuffizienz: Ein umfassender Leitfaden für Patienten

Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Herzinsuffizienz, oft auch als Herzschwäche bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem das Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen, um den Körper mit genügend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Es handelt sich um eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland, insbesondere bei älteren Menschen, aber auch jüngere können betroffen sein. Die Zahl der Patienten mit Herzinsuffizienz nimmt stetig zu, was sie zu einer großen Herausforderung für das Gesundheitssystem macht. Obwohl Herzinsuffizienz eine ernste Erkrankung ist, ermöglichen moderne Behandlungsmethoden und eine aktive Mitwirkung der Patienten oft ein langes Leben mit guter Lebensqualität. Ein fundiertes Verständnis der Erkrankung ist der erste Schritt, um aktiv zur eigenen Gesundheit beizutragen und die Therapie erfolgreich zu gestalten.

    Die Erkrankung verstehen

    Herzinsuffizienz bedeutet nicht, dass das Herz aufhört zu schlagen, sondern dass seine Pumpkraft geschwächt ist, also seine Funktion nicht zu 100 % die geforderten Anforderungen erfüllt. Das Herz kann entweder nicht mehr kräftig genug Blut auswerfen oder es kann sich zwischen den Schlägen nicht mehr ausreichend entspannen und füllen. Dies führt dazu, dass Organe und Gewebe nicht optimal durchblutet werden und sich Blut in anderen Körperregionen, wie der Lunge oder den Beinen, zurückstauen kann.

    Formen der Herzinsuffizienz

    Mediziner unterscheiden verschiedene Formen, die sich in Ursache, Ausprägung und Behandlung unterscheiden können:

    • Systolische vs. Diastolische Herzinsuffizienz:
      • Systolische Herzinsuffizienz (HFrEF - Heart Failure with reduced Ejection Fraction): Die Pumpkraft der linken Herzkammer ist vermindert. Sie wirft pro Schlag einen zu geringen Anteil des Blutes aus (reduzierte Ejektionsfraktion, meist l;40%).
      • Diastolische Herzinsuffizienz (HFpEF - Heart Failure with preserved Ejection Fraction): Die Pumpkraft ist an sich normal (normale oder nur leicht reduzierte Ejektionsfraktion), aber die linke Herzkammer ist steif und kann sich nicht richtig entspannen und mit Blut füllen. Dies tritt häufiger bei älteren Frauen mit Bluthochdruck oder Diabetes auf. Es gibt auch eine Form mit leicht reduzierter Ejektionsfraktion (HFmrEF).
    • Linksherzinsuffizienz vs. Rechtsherzinsuffizienz:
      • Linksherzinsuffizienz: Die linke Herzkammer ist betroffen. Blut staut sich vor allem in die Lunge zurück, was zu Atemnot führt.
      • Rechtsherzinsuffizienz: Die rechte Herzkammer ist geschwächt. Blut staut sich vor dem rechten Herzen, also im Körperkreislauf, was zu Wassereinlagerungen (Ödemen) in Beinen, Bauch und anderen Organen führt. Oft sind beide Herzhälften betroffen (globale Herzinsuffizienz), häufig beginnend mit einer Linksherzinsuffizienz.
    • Akute vs. Chronische Herzinsuffizienz:
      • Akute Herzinsuffizienz: Tritt plötzlich auf oder verschlechtert sich rapide, z.B. nach einem Herzinfarkt. Sie ist ein medizinischer Notfall.
      • Chronische Herzinsuffizienz: Entwickelt sich schleichend über Monate oder Jahre. Die Symptome sind oft dauerhaft vorhanden, können aber in ihrer Intensität schwanken.
    Schweregrade

    Die Symptome bestimmen den Schweregrad der Herzinsuffizienz, oft eingeteilt nach der NYHA-Klassifikation (New York Heart Association):

    • NYHA I: Herzerkrankung ohne körperliche Limitation. Normale Belastung verursacht keine Symptome.
    • NYHA II: Leichte Einschränkung. Keine Beschwerden in Ruhe, aber normale körperliche Belastung (z.B. Treppensteigen) verursacht Erschöpfung, Luftnot oder Herzklopfen.
    • NYHA III: Höhergradige Einschränkung. Bereits leichte körperliche Belastung (z.B. Gehen auf ebener Strecke) verursacht Beschwerden. Keine Beschwerden in Ruhe.
    • NYHA IV: Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und auch in Ruhe. Bettlägerigkeit.
    Häufige Ursachen

    Die Herzinsuffizienz ist meist die Folge einer anderen Herz-Kreislauf-Erkrankung, die das Herz dauerhaft schädigt oder überlastet:

    • Koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt: Die häufigste Ursache. Durchblutungsstörungen schädigen den Herzmuskel.
    • Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Das Herz muss ständig gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten und wird überlastet.
    • Herzklappenerkrankungen: Undichte oder verengte Herzklappen belasten das Herz.
    • Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien): Erkrankungen, die direkt den Herzmuskel betreffen (z.B. dilatative, hypertrophe Kardiomyopathie).
    • Herzrhythmusstörungen: Langfristig zu schneller oder unregelmäßiger Herzschlag (z.B. Vorhofflimmern) kann das Herz schwächen.
    • Andere Faktoren: Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Lungenerkrankungen, Alkoholmissbrauch, bestimmte Medikamente (z.B. manche Chemotherapeutika), angeborene Herzfehler.

    Die Herzinsuffizienz beeinträchtigt die Lebensqualität oft erheblich durch Symptome wie Müdigkeit, Luftnot und eingeschränkte Belastbarkeit, was zu sozialem Rückzug und psychischer Belastung führen kann.

    Symptome und Diagnose

    Die Symptome der Herzinsuffizienz entwickeln sich oft schleichend und können vielfältig sein. Sie hängen davon ab, welche Herzhälfte stärker betroffen ist und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Frühe Anzeichen werden oft übersehen oder dem Alter zugeschrieben.

    Typische Symptome:

    Bei Linksherzinsuffizienz (durch Blutstau in der Lunge):

    • Atemnot (Dyspnoe): Zuerst nur bei stärkerer körperlicher Anstrengung (z.B. Treppensteigen, schnelles Gehen), später auch bei leichter Belastung oder sogar in Ruhe.
    • Orthopnoe: Atemnot im Liegen, die sich durch Aufsetzen oder Schlafen mit erhöhtem Oberkörper bessert.
    • Paroxysmale nächtliche Dyspnoe (PND): Plötzliches Aufwachen in der Nacht mit schwerer Atemnot und Husten.
    • Chronischer Husten: Besonders nachts oder im Liegen ("Herzhusten"), manchmal mit schaumigem oder leicht blutigem Auswurf.
    • Leistungsminderung und schnelle Ermüdbarkeit: Allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit.
    • Häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie): Im Liegen wird eingelagerte Flüssigkeit besser mobilisiert und ausgeschieden.

    Bei Rechtsherzinsuffizienz (durch Blutstau im Körperkreislauf):

    • Wassereinlagerungen (Ödeme): Schwellungen, typischerweise an den Knöcheln, Unterschenkeln und Füßen (anfangs abends, später dauerhaft). Die Schwellungen sind meist auf beiden Seiten symmetrisch und hinterlassen eine Delle, wenn man an eine betroffene Stelle hineindrückt.
    • Gewichtszunahme: Rasche, unerklärliche Gewichtszunahme (mehrere Kilogramm in wenigen Tagen) durch Flüssigkeitseinlagerung ist ein wichtiges Warnsignal.
    • Gestaute Halsvenen: Sichtbar erweiterte und pulsierende Venen am Hals, besonders im Liegen.
    • Leberstauung: Vergrößerung der Leber mit Druckgefühl oder Schmerzen im rechten Oberbauch.
    • Aszites: Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Bauchwassersucht).
    • Appetitlosigkeit, Völlegefühl: Durch Stauung im Magen-Darm-Trakt.

    Allgemeine Symptome:

    • Herzrasen oder Herzklopfen (Palpitationen).
    • Schwindel, Konzentrationsstörungen.
    • Kalte Hände und Füße.
    • Blässe oder bläuliche Hautfarbe (Zyanose).

    Diagnostischer Weg: Bei Verdacht auf Herzinsuffizienz wird der Arzt oder die Ärztin eine gründliche Diagnostik durchführen:

    1. Anamnese: Genaues Erfragen der Symptome, deren Dauer und Entwicklung, bekannte Vorerkrankungen (Herzinfarkt, Bluthochdruck etc.), Risikofaktoren und eingenommene Medikamente. Die NYHA-Klassifikation wird erfasst.
    2. Körperliche Untersuchung: Abhören von Herz und Lunge (Herzgeräusche, Rasselgeräusche über der Lunge), Messung von Blutdruck und Puls, Inspektion der Halsvenen, Abtasten des Bauches (Lebergröße), Prüfung auf Ödeme an Beinen und Füßen, Wiegen des Körpergewichts.
    3. Blutuntersuchungen:
      • BNP oder NT-proBNP: Natriuretische Peptide sind Hormone, die vom Herzen bei Überlastung vermehrt freigesetzt werden. Erhöhte Werte sind ein starker Hinweis auf Herzinsuffizienz und korrelieren oft mit dem Schweregrad. Normale Werte schließen eine relevante Herzinsuffizienz weitgehend aus.
      • Andere Blutwerte: Blutbild, Nierenwerte (Kreatinin, GFR), Leberwerte, Elektrolyte (Kalium, Natrium), Blutzucker, Schilddrüsenwerte, Eisenstatus.
    4. Elektrokardiogramm (EKG): Zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Es kann Hinweise auf Herzrhythmusstörungen, frühere Herzinfarkte, Verdickung des Herzmuskels oder Belastung des Herzens geben. Ein völlig normales EKG macht eine systolische Herzinsuffizienz unwahrscheinlich.
    5. Echokardiographie (Herzultraschall): Die wichtigste Untersuchung! Sie zeigt die Größe und Dicke der Herzkammern, die Pumpfunktion (Ejektionsfraktion), die Funktion der Herzklappen und die Beweglichkeit der Herzwände. Sie hilft, zwischen systolischer und diastolischer Herzinsuffizienz zu unterscheiden und mögliche Ursachen zu finden.
    6. Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Röntgen-Thorax): Kann eine Herzvergrößerung und Anzeichen von Flüssigkeitsstau in der Lunge (Lungenstauung, Pleuraergüsse) zeigen.
    7. Weitere Untersuchungen (je nach Bedarf):
      • Belastungs-EKG: Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit und zum Nachweis von Durchblutungsstörungen unter Belastung.
      • Langzeit-EKG: Zur Erfassung von Herzrhythmusstörungen über 24 Stunden oder länger.
      • Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie): Zur Darstellung der Herzkranzgefäße bei Verdacht auf KHK.
      • Kardio-MRT (Magnetresonanztomographie des Herzens): Detaillierte Bilder des Herzmuskels zur Klärung spezifischer Fragen (z.B. Entzündung, Speichererkrankungen).

    Die Kombination dieser Untersuchungen ermöglicht eine genaue Diagnose, die Bestimmung der Form und Ursache der Herzinsuffizienz sowie die Einleitung einer gezielten Therapie.

    Behandlungswege

    Behandlungswege

    Die Behandlung der Herzinsuffizienz ist komplex und verfolgt mehrere Ziele: Linderung der Symptome, Verbesserung der Lebensqualität, Steigerung der körperlichen Belastbarkeit, Verlangsamung des Krankheitsfortschreitens und Reduzierung von Krankenhausaufenthalten sowie Verbesserung der Lebenserwartung. Die Therapie besteht aus einer Kombination von nichtmedikamentösen Maßnahmen (Lebensstiländerung) und medikamentöser Behandlung, ergänzt durch spezielle Geräte oder operative Verfahren bei Bedarf.

    Nichtmedikamentöse Maßnahmen (Basistherapie): Diese sind für alle Patienten wichtig:

    • Körperliche Aktivität: Regelmäßiges, angepasstes Ausdauertraining (z.B. Walking, Radfahren, Schwimmen) unter ärztlicher Aufsicht verbessert die Belastbarkeit und Lebensqualität. Trainingsintensität und -dauer müssen individuell festgelegt werden.
    • Ernährung: Kochsalzarme Ernährung (unter 5-6 g pro Tag) zur Vermeidung von Flüssigkeitseinlagerungen. Gesunde, ausgewogene Ernährung (z.B. mediterrane Kost). Bei Übergewicht Gewichtsreduktion anstreben.
    • Flüssigkeitsmanagement: Trinkmengenbegrenzung (oft auf 1,5 - 2 Liter pro Tag) kann bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz notwendig sein, um eine Überwässerung zu vermeiden. Dies muss individuell mit dem Arzt besprochen werden.
    • Gewichtskontrolle: Tägliches Wiegen zur gleichen Zeit ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Wassereinlagerungen (plötzliche Gewichtszunahme > 1-2 kg).
    • Rauchstopp: Absoluter Verzicht auf Nikotin.
    • Alkoholkonsum: Stark einschränken oder ganz darauf verzichten.
    • Impfungen: Jährliche Grippeimpfung und Impfung gegen Pneumokokken werden empfohlen.
    • Patientenschulung: Verständnis der Erkrankung, Erkennen von Warnsymptomen, korrekte Medikamenteneinnahme.

    Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Behandlung, insbesondere der systolischen Herzinsuffizienz (HFrEF), hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Moderne Leitlinien empfehlen oft eine Kombination aus vier Medikamentengruppen (die "Säulen" oder "fantastic four"):

    1. ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNIs):
      • ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril): Entlasten das Herz, senken den Blutdruck und verbessern die Prognose. Sie blockieren die Bildung von Angiotensin II, einem Hormon, das Gefäße verengt.
      • ARNIs (Sacubitril/Valsartan): Eine Weiterentwicklung, die zusätzlich den Abbau körpereigener schützender Hormone (natriuretische Peptide) hemmt. Oft wirksamer als ACE-Hemmer. Alternativ können Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARBs, Sartane, z.B. Candesartan, Valsartan) eingesetzt werden, wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden.
    2. Betablocker (z.B. Bisoprolol, Metoprolol succinat, Carvedilol, Nebivolol): Schützen das Herz vor Stresshormonen, senken die Herzfrequenz und den Blutdruck, verbessern die Pumpfunktion langfristig und die Prognose. Sie müssen langsam "eingeschlichen" (dosiert) werden.
    3. Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRAs, Aldosteronantagonisten, z.B. Spironolacton, Eplerenon): Blockieren das Hormon Aldosteron, reduzieren die Salz- und Wasseransammlung, wirken günstig auf den Herzmuskelumbau und verbessern die Prognose. Regelmäßige Kontrollen der Kalium- und Nierenwerte sind wichtig.
    4. SGLT2-Inhibitoren (Gliflozine, z.B. Dapagliflozin, Empagliflozin): Ursprünglich Diabetes-Medikamente, verbessern sie nachweislich auch bei Herzinsuffizienz (sowohl HFrEF als auch teils HFpEF) die Prognose und reduzieren Krankenhausaufenthalte, unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes. Sie fördern u.a. die Ausscheidung von Zucker und Salz über die Nieren.

    Zusätzlich können weitere Medikamente eingesetzt werden:

    • Diuretika ("Wassertabletten", z.B. Furosemid, Torasemid): Lindern Symptome wie Atemnot und Ödeme, indem sie die Flüssigkeitsausscheidung fördern. Sie verbessern aber nicht die Prognose und werden nach Bedarf dosiert.
    • Ivabradin: Senkt die Herzfrequenz bei Patienten mit Sinusrhythmus, wenn Betablocker nicht ausreichen oder nicht vertragen werden.
    • Digoxin: Kann bei HFrEF und Vorhofflimmern zur Frequenzkontrolle oder bei weiterhin symptomatischen Patienten erwogen werden.
    • Vericiguat: Ein neuerer Wirkstoff für bestimmte Patienten mit HFrEF nach einer kürzlichen Verschlechterung.

    Bei diastolischer Herzinsuffizienz (HFpEF) konzentriert sich die Therapie primär auf die Behandlung der Grunderkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, KHK), die Kontrolle der Symptome mit Diuretika und den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren, die auch hier positive Effekte gezeigt haben.

    Gerätebasierte Therapien: Bei bestimmten Patienten können spezielle Geräte implantiert werden:

    • Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD): Schützt vor lebensbedrohlichen schnellen Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) durch Abgabe eines elektrischen Schocks. Indiziert bei stark eingeschränkter Pumpfunktion oder nach überlebten Rhythmusereignissen.
    • Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT): Ein spezieller Herzschrittmacher mit drei Sonden (rechter Vorhof, rechte Kammer, linke Kammer), der die Pumpfunktion bei Patienten mit HFrEF und einer spezifischen Störung der Erregungsleitung im EKG (Linksschenkelblock) verbessern kann. Oft als CRT-D (Kombination mit ICD) implantiert.

    Fortgeschrittene Therapien: Bei sehr schwerer, medikamentös nicht mehr beherrschbarer Herzinsuffizienz:

    • Linksventrikuläres Unterstützungssystem (LVAD - "Kunstherz"): Eine mechanische Pumpe, die die Funktion der linken Herzkammer unterstützt. Als Überbrückung zur Transplantation oder als Dauertherapie.
    • Herztransplantation: Der Austausch des kranken Herzens gegen ein Spenderherz. Nur für eine begrenzte Zahl geeigneter Patienten verfügbar.

    Die Auswahl der Therapien erfolgt individuell durch das Behandlungsteam, basierend auf Form, Ursache und Schweregrad der Herzinsuffizienz sowie Begleiterkrankungen und Patientenwunsch. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Patienten ist entscheidend für den Therapieerfolg.

    Rehabilitation und Alltagsmanagement

    Die Diagnose Herzinsuffizienz bedeutet eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Ein strukturiertes Rehabilitationsprogramm und ein gutes Selbstmanagement im Alltag sind entscheidend, um die Lebensqualität zu erhalten, die Belastbarkeit zu verbessern und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

    Kardiologische Rehabilitation: Eine spezialisierte Rehabilitation, meist nach einem Krankenhausaufenthalt oder einer akuten Verschlechterung, ist sehr empfehlenswert. Sie kann stationär oder zunehmend auch ambulant oder telemedizinisch unterstützt erfolgen. Hauptziele sind:

    • Optimierung der medikamentösen Therapie: Einstellung und Anpassung der Herzinsuffizienz-Medikamente unter ärztlicher Aufsicht.
    • Strukturiertes körperliches Training: Unter Aufsicht von Therapeuten wird ein individuelles Trainingsprogramm (Ausdauer- und Krafttraining) durchgeführt. Dies verbessert nachweislich die Leistungsfähigkeit, reduziert Symptome und steigert die Lebensqualität, ohne das Herz zu überlasten. Die Angst vor Belastung wird abgebaut.
    • Patientenschulung: Vermittlung von Wissen über die Erkrankung, die Medikamente (Wirkung, Nebenwirkungen, Einnahmetreue), Ernährung (Salz- und Flüssigkeitsrestriktion), Bedeutung der Gewichtskontrolle und das Erkennen von Warnsymptomen einer Verschlechterung.
    • Psychologische Unterstützung: Hilfe bei der Krankheitsbewältigung, Umgang mit Ängsten, Depressionen oder sozialem Rückzug. Entspannungstechniken können erlernt werden.
    • Sozialberatung: Unterstützung bei beruflichen oder sozialen Fragen.
    • Raucherentwöhnung: Professionelle Hilfe beim Rauchstopp.

    Alltagsmanagement – Was Patienten selbst tun können: Ein aktives Selbstmanagement ist der Schlüssel zum Leben mit Herzinsuffizienz:

    • Medikamententreue (Adhärenz): Die verordneten Medikamente müssen absolut regelmäßig und wie vorgeschrieben eingenommen werden. Sie sind entscheidend für die Prognose und Symptomkontrolle. Medikamente nie eigenmächtig absetzen oder die Dosis ändern! Eine Medikamentenbox kann helfen.
    • Tägliche Gewichtskontrolle: Jeden Morgen nach dem Toilettengang und vor dem Frühstück wiegen und das Gewicht notieren. Eine plötzliche Zunahme von mehr als 1,5 bis 2 kg innerhalb von 1-3 Tagen kann auf eine zunehmende Flüssigkeitseinlagerung hindeuten und sollte dem Arzt gemeldet werden.
    • Symptom-Monitoring: Auf Veränderungen achten: Nimmt die Luftnot zu? Schwellen die Beine stärker an? Nimmt der nächtliche Husten zu? Nimmt das Gewicht zu? Frühzeitiges Erkennen von Warnsignalen ermöglicht ein schnelles Eingreifen.
    • Salzrestriktion: Kochsalzzufuhr auf unter 5-6 Gramm pro Tag beschränken. Vorsicht bei Fertiggerichten, Wurstwaren, Knabberartikeln. Selbst kochen und sparsam salzen, stattdessen Kräuter und Gewürze verwenden.
    • Trinkmengenmanagement: Die individuell vom Arzt empfohlene tägliche Trinkmenge einhalten (oft 1,5 - 2 Liter). Alle Flüssigkeiten (auch Suppen, Joghurt etc.) zählen dazu.
    • Regelmäßige Bewegung: Das in der Reha erlernte Training im Alltag fortsetzen. Überlastung vermeiden, aber aktiv bleiben. Pausen einplanen.
    • Ausgewogene Ernährung: Herzgesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch und wenig gesättigten Fetten.
    • Infektionsschutz: Grippe- und Pneumokokken-Impfung wahrnehmen, da Infekte die Herzinsuffizienz stark verschlechtern können.
    • Regelmäßige Arztbesuche: Kontrolltermine beim Hausarzt und Kardiologen konsequent wahrnehmen, auch wenn es einem gut geht. Hier werden Therapie und Zustand überprüft.
    • Vermeidung schädlicher Substanzen: Kein Tabak, Alkohol nur in sehr geringen Mengen (nach ärztlicher Rücksprache). Bestimmte Schmerzmittel (NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac) können die Herzinsuffizienz verschlechtern und sollten vermieden oder nur nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden.

    Spezialisierte Herzinsuffizienz-Schwestern/-Pflegern (Heart Failure Nurses) oder strukturierte Behandlungsprogramme (Disease-Management-Programme, DMP) können Patienten im Alltag zusätzlich unterstützen und die Versorgung koordinieren. Ein gut informierter und engagierter Patient*in ist der wichtigste Partner im Behandlungsteam.

    Caspar Health und Rehabilitation bei Herzinsuffizienz

    Im Rahmen der kardiologischen Nachsorge bietet die Caspar Clinic mit der digitalen Therapieplattform Caspar Health eine besondere Form der Betreuung an: die kombinierte Versorgung. Dieses Modell verbindet die Flexibilität einer digitalen Anwendung mit der persönlichen und kontinuierlichen Betreuung durch einen festen Therapeuten, der den Patienten wie ein Personal Trainer begleitet.

    Der entscheidende Punkt ist, dass der Patient die Übungen nicht selbst auswählt. Stattdessen erstellt sein persönlicher Therapeut einen individuellen Therapieplan, der genau auf die Bedürfnisse und die Belastbarkeit des Patienten mit Herzinsuffizienz zugeschnitten ist. Die Übungen werden vom Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt. Über die Plattform gibt der Patient regelmäßig Rückmeldung zu seinem Befinden und seinen Fortschritten (z.B. zu Gewicht, Atemnot oder allgemeiner Leistungsfähigkeit). Auf Basis dieses Feedbacks passt der Therapeut den Therapieplan kontinuierlich an und stellt so eine stetige Weiterentwicklung und eine hohe Therapiequalität sicher.

    Der Therapieplan kann beispielsweise folgende Inhalte umfassen:

    • Angeleitete physiotherapeutische Übungen zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion, der Ausdauer und zur leichten Kräftigung, immer unter Berücksichtigung der individuellen Belastbarkeit.
    • Module zur Wissensvermittlung (Psychoedukation) über die Erkrankung, das wichtige Selbstmanagement (z.B. tägliche Gewichtskontrolle, Erkennen von Wassereinlagerungen), Ernährungsrichtlinien (Salz- und Flüssigkeitsmanagement) und die Bedeutung der Medikamenteneinnahme.
    • Anleitungen zu Entspannungstechniken und zur Stressbewältigung zur Entlastung des Herz-Kreislauf-Systems.

    Dieses Modell der kombinierten Versorgung sichert eine hohe Motivation für das Heimtraining und die Umsetzung von Lebensstiländerungen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität erleichtert die Integration der Therapie in den Berufs- und Privatalltag. Ob eine solche digitale Nachsorge geeignet ist, wird in der Regel während eines Reha-Aufenthalts in Absprache mit den behandelnden Ärzten und auf Wunsch des Patienten entschieden.

    Häufig Gestellte Fragen (FAQs) und Zusätzliche Ressourcen

    Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufige Fragen sowie Verweise auf vertrauenswürdige Informationsquellen.
    Häufig Gestellte Fragen (FAQs):
    Was bedeuten die NYHA-Stadien I bis IV genau?
    Kann Herzinsuffizienz geheilt werden?
    Warum ist das tägliche Wiegen so wichtig?
    Welche Art von Bewegung ist bei Herzinsuffizienz sicher und empfohlen?
    Muss ich die vielen Medikamente wirklich alle einnehmen?
    Zusätzliche Ressourcen:

    COMING SOON

    Zur Startseite